Kunsthistorikerin: Kirchen gehören allen
Kirchen gehören nach Ansicht der Theologin und Kunsthistorikerin Karin Berkemann allen, weil sie für unterschiedliche Zielgruppen unterschiedliche Bedeutungen haben. In einem Interview mit dem Radiosender "rbb24" (Sonntag) betonte sie, dass dafür kreative Umnutzungsideen nötig seien. Kirchen seien interessant, weil sie den Besuchern einen offenen Raum bieten, in dem sie "demokratisch und frei diskutieren können", so Berkemann, die auch Mitinitiatorin des "Kirchenmanifests" ist. Kirchenbesucher, so die Kunsthistorikerin, könnten sich unter anderem an Kirchen als Bau- und Kunstraum erfreuen, weil sie selbst Barock, Gotik oder Engelsfiguren mögen.
Das "Kirchenmanifest" ist eine überkonfessionelle Initiative von Bauforschern, Architekten, Kunsthistorikern und Denkmalpflegern. Diese rufen darin gemeinsam dazu auf, den Erhalt und die Nutzung von Kirchen zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe zu machen. "Wenn es um denkmalgeschützte Gebäude geht, haben wir eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, wie bei jedem Fachwerkhaus", sagt Berkemann. Andererseits habe die Gesellschaft auch etwas davon, weil sie solche Räume suche und neu baue. Es gehe nicht nur um eine Kirche, sondern um die gesamte Kirchenlandschaft.
DBK und EKD begrüßten Initiative
Auf einzelne Umnutzungsbeispiele von Kirchen in Berlin und Brandenburg angesprochen, betont Berkemann, dass nicht jede Kirchengemeinde, Landeskirche oder jedes Bistum dieses Problem selbst lösen müsse. "Wir müssen eine gemeinsame Lösung für das gesamte Bundesgebiet mit allen Beteiligten finden", so die Expertin. Das sei das Neue an der Initiative: "Nicht eine kleine kirchliche Stiftung kümmert sich um ihre eigenen Gebäude, sondern wir schauen auf die Gesamtsituation und sagen, da müssen wir helfen".
Bisher haben über 18.000 Menschen auf der Internetseite des Manifests und der Petitionsplattform Change.org unterzeichnet. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) haben sich bereits Mitte Juni positioniert und die Initiative begrüßt. (mtr)