Initiative der bayerischen Regierung zum interreligiösen Dialog

Bayerns Innenminister Herrmann will "Ehrfurcht vor Gott" stärken

Veröffentlicht am 12.08.2024 um 16:25 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ In der Schule wird zuviel Wert auf Wissen und Können gelegt, kritisiert ein Pädagoge. In den Lehrplänen tauche die Frage nach dem Sinn kaum mehr auf. Derweil kündigt der bayerische Innenminister eine Initiative für interreligiösen Dialog an.

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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will die "Ehrfurcht vor Gott" stärken. Dieses 1946 in der bayerischen Verfassung festgeschriebene "oberste Bildungsziel" sei heute noch gültig, sagte Herrmann am Montag in München. Es sei überkonfessionell zu verstehen und schließe die Achtung der Menschenwürde sowie der religiösen Überzeugungen anderer ein. Insofern sei es auch für die Demokratie von größter Bedeutung.

Herrmann kündigte eine neue Initiative der Staatsregierung zum interreligiösen Dialog an. Am 10. September werde es in der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in München zum Thema "Wie viel Religion braucht die Demokratie?" eine Tagung geben. An ihr würden sich der evangelische Landesbischof Christian Kopp, der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier, der Penzberger Imam Benjamin Idriz und auch Vertreter des Judentums beteiligen. Dabei solle es darum gehen, wie sich das gesellschaftliche Zusammenleben besser organisieren lasse.

Der Minister sagte, es gelte jungen Menschen zu vermitteln, ihr Leben in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Sie sollten Sensibilität dafür entwickeln, was anderen heilig sei und zumindest Respekt davor zeigen, wenn sie selbst nicht gläubig seien.

Pädagoge: "Ehrfurcht vor Gott" immer mehr gesunken

Herrmann äußerte sich bei einer Buchvorstellung des Augsburger Schulpädagogen Klaus Zierer und dessen Mitarbeiters Thomas Gottfried. Zierer sagte, bei seinen Studierenden sei die Zustimmung zum Bildungsziel "Ehrfurcht vor Gott" in den vergangenen Jahren immer mehr gesunken, gefolgt vom Wert "Liebe zur Heimat". Mit dem Buch wollten die Autoren eine neue Wertediskussion anstoßen.

"Es geht nicht um eine bestimmte Religion, sondern um ein bestimmtes Grundverständnis der Welt", sagte der Erziehungswissenschaftler. Außerdem sei damit eine Haltung verbunden: die Bereitschaft zu Diskussion und Streit und auch einmal dazu, sich nicht zu verstehen, sich dann aber auch wieder zusammenzuraufen.

In den Schulen werde zu viel Wert auf Wissen und Können gelegt, kritisierte Zierer. Dabei komme "die alles entscheidende Bildung von Herz und Charakter" zu kurz. In den Lehrplänen tauche die Frage nach dem Sinn kaum mehr auf. Den Kindern werde das Fragen ausgetrieben und stattdessen die Angst vor Fehlern eingetrichtert. Die wichtigsten Fächer seien nicht Deutsch oder Mathematik, sondern Kunst, Musik und Sport. (KNA)