Katholische Schwangerenberatung vor dem Bundesverwaltungsgericht

Über Trägervielfalt und Lebensschutz

Veröffentlicht am 24.06.2015 um 00:01 Uhr – Von Gregor Krumpholz (KNA) – Lesedauer: 
Familienplanung

Leipzig ‐ Ein Urteil von voraussichtlich großer Tragweite für die Schwangerenberatung steht am Donnerstag in Leipzig an. Dann verhandelt das Bundesverwaltungsgericht die Frage, was Trägervielfalt bei den Beratungsangeboten bedeutet.

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Es geht in mehreren Musterverfahren um eine Landesförderung für zwei Beratungsstellen der katholischen Caritas in Cottbus und Strausberg zwischen August 2007 und Ende 2008. Das Landesamt lehnte die Förderanträge mit der Begründung ab, in der Region gebe es mehr Beratungsstellen als notwendig.

Vorrangig zu fördern seien deshalb Einrichtungen, die außer allgemeiner Beratung auch Konfliktberatung mit der Ausstellung des Beratungsscheins anböten, der für eine straffreie Abtreibung erforderlich ist. Diese Voraussetzung erfüllten die Stellen der Caritas jedoch nicht, seit die katholische Kirche im Jahr 2001 aus dem staatlichen System der Konfliktberatung ausgestiegen sei.

Linktipp: Abtreibungen vermeiden

90 Minuten lang stritten Kritiker und Befürworter von "Donum Vitae" auf einem Podium des Katholikentags. Dabei ging es um den besten Weg, Abtreibungen zu vermeiden.

Die Ablehnung ihrer Förderung sei mit der gesetzlichen Auflage der Trägervielfalt vereinbar, so das Landesamt. Ein plurales Beratungsangebot im Sinne des Schwangerschaftskonfliktgesetzes liege bereits dann vor, wenn es mindestens zwei Träger mit unterschiedlicher weltanschaulicher Ausrichtung gebe. Das sei in der betroffenen Region der Fall.

Gegen diese Rechtsauffassung klagte die Caritas - vergeblich - beim Verwaltungsgericht Cottbus und wandte sich dann - mit Erfolg - an die nächste Instanz. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg hob in Urteilen vom 5. Dezember 2013 (OVG 6 B 48.12, 49.12, 50.12 und 51.12) auf die Bedeutung eines weltanschaulich vielfältigen Beratungsangebots ab. Bei der katholischen Kirche sei es auf den unbedingten Schutz des ungeborenen Lebens ausgerichtet. Damit unterscheide es deren Beratungsstellen von allen anderen, die das Land Brandenburg fördere.

Ein solches Beratungsangebot von der öffentlichen Finanzierung auszuschließen, widerspreche überdies der staatlichen Schutzpflicht für das ungeborene Leben. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Rechtsstreits ließ das OVG die Revision beim Bundesverwaltungsgericht zu, die das Landesamt auch einlegte.

Linktipp: Schwanger - was nun?

Test gemacht und positiv! Bei einigen Frauen und Paaren ist das Grund zu großer Freude, andere fragen sich, wie es nun weitergehen soll. Auf der Internetseite der Caritas finden Sie Informationen, die Ihnen helfen, die neuen Herausforderungen zu meistern. Für weitere Fragen stehen Ihnen Mitarbeiter des Sozialverbandes in einer Online-Beratung zur Verfügung.

Für die Caritasverbände im Erzbistum Berlin und im Bistum Görlitz ist es nicht der erste Rechtsstreit über die Förderung ihrer Schwangerenberatung. Für die Jahre 2001 bis 2006 schlossen sie im Juli 2009 bereits einen außergerichtlichen Vergleich mit dem Land Brandenburg. Hintergrund war, dass es in Brandenburg für diesen Zeitraum noch kein Ausführungsgesetz zum Schwangerschaftskonfliktgesetz des Bundes gab. Nach Schätzungen erbrachte der damalige Kompromiss für die Caritas im Erzbistum Berlin eine Million Euro und für die Caritas im Bistum Görlitz 270.000 Euro.

Jetzt geht es nach Angaben der Caritasverbände um rund 1,6 Millionen Euro. Denn von der Entscheidung der Leipziger Richter hängt ab, ob das Land beide Stellen auch ab 2009 fördern muss. Noch wichtiger dürfte jedoch werden, welchen Rang die obersten Verwaltungsrichter der Trägervielfalt einräumen.

Von Gregor Krumpholz (KNA)