Patriarch von Jerusalem: Beeindruckende Friedensbemühungen
Kardinal Pierbattista Pizzaballa sieht reale Chancen für einen Waffenstillstand zwischen der Hamas und ihren Verbündeten auf der einen und Israel auf der anderen Seite. In einem am Samstag verbreiteten Interview des Portals Vatican News sagte er: "Ich glaube, dass im Moment die besten Voraussetzungen für eine Einigung gegeben sind."
Zwar gebe es noch viele Hindernisse sowie Kräfte, die in die andere Richtung ruderten, aber er denke, "die Bedingungen sind gereift, um diese Phase des Krieges endlich zu beenden und damit auch eine Eskalation, eine Ausweitung des Konflikts mit dem direkten Eingreifen des Iran und die Ausweitung des Krieges auch im Libanon zu vermeiden". Zugleich wandte er sich dagegen, Illusionen zu hegen, und sagte: "Der Konflikt ist noch nicht beendet." Pizzaballa ist als Patriarch von Jerusalem der ranghöchste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land.
Der gebürtige Italiener sprach von "beeindruckenden Bemühungen" der Vermittler und der USA, bei den aktuellen Gesprächen in Doha zu einer Waffenruhe zu gelangen. Zur Lage der Christen im Gazastreifen erklärte Pizzaballa, die kleine Gemeinde in Gaza versuche, "in dieser Situation so gut und so gelassen wie möglich zu leben, egal wie schwierig sie ist".
Viel Solidarität
Katholische und andere christliche Organisationen lieferten Hilfsgüter, zuletzt hätten mennonitische Christen mehr als tausend Pakete geschickt. "Es ist sehr schön zu sehen, dass es in dieser sehr ernsten und tragischen Situation auch so viel Solidarität gibt", so der Kardinal.
Mit Sorge sprach Pizzaballa von der aktuellen Lage im Westjordanland, wo jüdische Siedler und Palästinenser aufeinanderprallen. Es gebe "Spannungen und ständige Zusammenstöße zwischen Siedlern und Palästinensern, sogar mit der Präsenz der israelischen Streitkräfte". Dort bestehe die Gefahr einer Explosion, deshalb müsse zunächst viel für einen Waffenstillstand im Gazastreifen und dann auch für die Wiederherstellung von Ordnung und Sicherheit im Westjordanland getan werden, so der Kardinal.
Hass, Ressentiments und Verachtung führten zu immer extremeren Formen der Gewalt, auch religiöse Faktoren spielten dabei eine Rolle. "Deshalb müssen wir nicht nur politisch, sondern auch religiös hart daran arbeiten, dass diese Unruhestifter, diese Extremisten, ins Abseits gedrängt werden, dass sie isoliert werden und dass sie nicht mehr so viel Kraft haben wie jetzt", so der Geistliche. (KNA)