Papst Franziskus: Todesstrafe vergiftet die Gesellschaft
Papst Franziskus hat seine totale Ablehnung der Todesstrafe erneut begründet. In einem am Sonntag vom Portal Vatican News vorab veröffentlichten Vorwort zu einem Buch schreibt der Papst: "Die Todesstrafe ist keine Lösung angesichts der Gewalt, die unschuldige Menschen treffen kann. Hinrichtungen schaffen keine Gerechtigkeit, sondern nähren ein Gefühl der Rache, das zu einem gefährlichen Gift im Organismus unserer Gesellschaft wird."
Weiter schreibt der Papst: "Die Staaten müssen dafür sorgen, dass die Gefangenen die Möglichkeit erhalten, ihr Leben wirklich zu ändern, anstatt Geld und Ressourcen zu investieren, sie auszulöschen – so als ob sie menschliche Wesen wären, die nicht wert sind zu leben und die man aus der Welt schaffen müsste."
Das Vorwort schrieb das Kirchenoberhaupt zur italienischen Ausgabe eines Buchs des US-amerikanischen Anwalts und Laienseelsorgers Dale Recinella. Er betreut seit 1998 Häftlinge in den Todeszellen der Gefängnisse von Florida. Das Buch mit dem Titel "Un cristiano nel braccio della morte." (deutsch: Ein Christ im Todestrakt) erscheint im Vatikanverlag LEV. Franziskus hat Recinella mehrere Male getroffen; der frühere Wall-Street-Anwalt hat zum Thema Todesstrafe mehrere Beiträge für die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" geschrieben.
Plädoyer für Friedensverhandlungen
Bei seinem Mittagsgebet am Sonntag hat Papst Franziskus seine Unterstützung für Friedensverhandlungen im Nahen Osten zum Ausdruck gebracht: "Beten wir weiter dafür, dass sich im Nahen Osten, Palästina und Israel, Wege des Friedens eröffnen." Er rief die Konfliktparteien auf, sich in Dialog und Verhandlungen zu engagieren und sich "gewaltsamer Aktionen und Reaktionen" zu enthalten. Wie schon bei früheren Gelegenheiten dehnte der Papst seinen Appell auf weitere Kriegsgebiete der Erde aus und erwähnte dabei insbesondere die Ukraine und Myanmar.
Zudem erinnerte er an vier katholische Priester, die 1964 im Zuge antikolonialer Gewalttaten im Kongo getötet wurden. Beim Angelus-Gebet bezeichnete er die Opfer Vittorio Faccin, Luigi Carrara, Giovanni Didone und Albert Joubert als Märtyrer. Sie seien "im Kontext der politischen und sozialen Spannungen" getötet worden, die sich nach dem Ende der belgischen Kolonialherrschaft im Kongo ausbreiteten.
Die vier Priester wurden nach Angaben von Vatican News am Sonntagmorgen in Uvira (Demokratische Republik Kongo) seliggesprochen. Den Gottesdienst leitete der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo. Zuvor hatte die vatikanische Heiligsprechungsbehörde festgestellt, dass sie wegen ihres Glaubens getötet worden seien. Bewaffnete Anhänger des maoistischen Revolutionsführers Pierre Mulele hatten die Geistlichen am 28. November 1964 ermordet. (cph/KNA)
Update 18.08., 14.30 Uhr: Ergänzt um die letzten drei Absätze.