Mehr Kirchenland im Osten als im Westen

Studie: 2,3 Prozent der deutschen Agrarfläche in Kirchenbesitz

Veröffentlicht am 24.08.2024 um 10:23 Uhr – Lesedauer: 

Braunschweig ‐ Die Kirchen sind in Deutschland Großgrundbesitzer. Doch wie groß dieser Grund tatsächlich ist, vermag niemand genau zu sagen. Eine neue Berechnung von Agrarforschern bringt jetzt etwas Licht ins Dunkel.

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Gut 11 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland sind im Besitz der öffentlichen Hand und der Religionsgemeinschaft. Die Religionsgemeinschaften besitzen 2,3 Prozent, wie aus einer Berechnung des Braunschweiger Thünen-Instituts hervorgeht. Zum Vergleich: Dem Bund gehören etwa 0,6 Prozent der Agrarflächen, knapp 80 Prozent befinden sich in privater Hand.

Wie die Forscher weiter erklären, sind die Eigentumsbezeichnungen im Liegenschaftssystem bei Kirchenland oft sehr alt und unvollständig. Sie ließen sich zwar in fast allen Fällen auf katholische oder evangelische Kirche zurückführen, eine Unterscheidung zwischen den beiden Kirchen sei mit der Berechnung allerdings nicht möglich gewesen, so Studien-Autor Andreas Tietz auf Anfrage.

Mehr Kirchenland im Osten als im Westen

Am höchsten ist der Anteil an Kirchenland an der Agrarfläche demnach in Sachsen-Anhalt mit 3,8 Prozent, gefolgt von Brandenburg (3,2 Prozent), Thüringen (2,8 Prozent), Niedersachsen und Rheinland-Pfalz (beide 2,7 Prozent). Generell liege der Kirchenanteil in Ostdeutschland mit durchschnittlich 2,8 Prozent höher als im Westen mit 2 Prozent.

Dass das Kirchenland im Osten auch nach der DDR-Zeit weiter bestehen konnte, ist laut Tietz darauf zurückzuführen, dass es nicht etwa staatlich eingezogen wurde, wie häufig angenommen. "Das Kirchenland wurde für den Anbau kollektiviert, die Eigentumsrechte blieben aber unangetastet." Nach der Wiedervereinigung seien dann alte Eigentumsrechte wieder in Kraft getreten.

Für die Studie haben die Braunschweiger Forscher den Angaben zufolge die Liegenschaftsdaten einer Zufallsstichprobe von 388 Gemeinden in elf Bundesländern herangezogen. Aus den Eigentümerdaten seien mithilfe von Text-Algorithmen identische Eigentümer und Eigentümerinnen identifiziert und nach Eigentümerarten, Wohnorten und Verteilungsmaßen ausgewertet worden. (KNA)