Forscher untersuchen Reliquien

Freude in Ávila: Leichnam von heiliger Teresa weiterhin unverwest

Veröffentlicht am 29.08.2024 um 12:44 Uhr – Lesedauer: 

Avila ‐ Immer wieder sorgen Meldungen von unverwesten Leichnamen für Aufmerksamkeit. Während bei Carlo Acutis die Kirche klarstellte, dass sein Leichnam zerfällt, teilte die Diözese Ávila zu ihrer großen Heiligen nun etwas anderes mit.

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Die Diözese von Ávila hat mitgeteilt, dass der Leichnam der heiligen Teresa von Ávila bei der Öffnung des Sarges unverwest vorgefunden wurde. "Heute wurde das Grab der Heiligen Theresa geöffnet und wir haben bestätigt, dass es sich in demselben Zustand befindet, wie bei der letzten Öffnung im Jahr 1914", heißt es in einer Mitteilung der Diözese von Mittwoch. Die Haut der Toten sei mumifiziert.

Die Öffnung des Grabes geht mit der Untersuchung weiterer Reliquien einher. So werden auch die Handreliquie der Heiligen und ihre Herzreliquie in den kommenden Tagen von Experten untersucht. Beteiligt sind drei kirchliche Vertreter und ein Ärzteteam aus Italien, das zuletzt auch den Fuß der Heiligen in Rom untersucht hatte. Möglich wurde die aktuelle Untersuchung durch eine Genehmigung des Vatikans. Bedingung: Die Untersuchenden dürften die Überreste "in keiner Weise schädigen oder mindern".

Nach der Öffnung des Grabes, wurden nach Angaben des Bistums Foto- und Röntgenaufnahmen der Reliquien gemacht. Anschließend sei eine Reinigung der Reliquien geplant. In den kommenden Monaten sollen Forschende in Italien die Daten auswerten und Maßnahmen zur besseren Konservierung der Teresia-Reliquien vorschlagen. Bevor die Reliquien erneut eingeschlossen werden, ist zudem eine öffentliche Ausstellung geplant.

Letzte Öffnung 1914

Die letzte Öffnung des Grabes fand laut Mitteilung 1914 statt. Damals wollte der zuständige General des Karmelitersordens bei einem Spanienbesuch die sterblichen Überreste der Ordensgründerin sehen. Auch damals habe man den Körper "völlig unverweslich" vorgefunden, so die Diözese.

Teresa von Ávila: Ordensfrau, Mystikerin, Kirchenlehrerin

Teresa von Ávila hat Kirchengeschichte geschrieben – und das nicht nur als erste Kirchenlehrerin. Warum sie trotzdem auch lange nach ihrem Tod nicht unumstritten war, ist Thema in der neuen Folge des katholisch.de-Wissenspodcasts "Aufgekreuzt".

"Die Inszenierung der Unversehrtheit von Körpern entspricht dem Gedanken der Vollkommenheit von Heiligen", sagte Religionswissenschaftlerin Ina Wunn katholisch.de in einem Interview. "Wenn also ein Verstorbener diesen Verwesungsprozess nicht durchmacht, muss etwas Besonderes mit diesem Verstorbenen gewesen sein." Der Gedanke dahinter: "Dieser Mensch hat auf Erden Vorzügliches geleistet hat und sich damit ungemein der Gnade Gottes erfreut, dass er eben auch all diese körperlichen Prozesse, die das irdische Leben so banal und hässlich machen, nicht durchmachen muss." Viele Heilige werden daher öffentlich aufgebahrt – mit einer Wachsmaske. Diese Inszenierung solle zeigen: Heilige behalten ihre Schönheit bis zum Tag der Auferstehung.

Auch heute spielt die Unversehrtheit von potenziellen Heiligen eine Rolle. So stellte 2020 im Zuge der Seligsprechung von Carlos Acutis der zuständige Bischof klar, dass der Tote nicht unversehrt aufgefunden worden sei.  Acutis' Körper habe "den normalen Prozess der Verwesung" durchlaufen, sagte Erzbischof Domenico Sorrentino in einer Messfeier anlässlich der Umbettung des Leichnams in Assisi. Verschiedene katholische Medien hatten zuvor auf Twitter behauptet, der Körper von Acutis sei "unversehrt" gewesen.

Vergangenes Jahr sorgte der mutmaßlich unverweste Leichnam der US-amerikanischen Ordensschwester Wilhelmina Lancaster für Aufsehen. Bei einer Umbettung der Gründerin sei entdeckt worden, dass ihr Körper wenige Verwesungspuren aufweise, obwohl er nicht einbalsamiert gewesen sei und der Holzsarg in der Mitte einen Riss aufgewiesen habe, durch den Feuchtigkeit und Schmutz eingedrungen waren, teilte der Orden mit. Auch ihr Habit sei noch einigermaßen intakt gewesen. Das Bistum veröffentlichte in der vergangenen Woche die Ergebnisse eines medizinischen Untersuchungsberichts. Demnach sei der Leichnam durch das "Fehlen jeglicher Zersetzungsmerkmale" aufgefallen. (ben)