Kirche fordert mehr Einsatz gegen Gewalt an Frauen

Zwischen Menschenrechten und kulturellen Traditionen

Veröffentlicht am 28.06.2015 um 12:24 Uhr – Lesedauer: 
Afrika

Münster/Lusaka ‐ Bei einer Internationalen Konferenz über Menschenrechte in Sambia hat Münsters Weihbischof Stefan Zehkorn mehr Einsatz gegen Gewalt an Frauen gefordert. Besonders die Präventionsarbeit müsse verstärkt werden. Auch die Kirche sei da nicht außen vor.

  • Teilen:

In Schulen, Vereinen und anderen Organisationen sollte Gewalt gegen Frauen thematisiert, am Verhalten von Jungen und Männern gearbeitet und Hilfe für betroffene Mädchen und Frauen angeboten werden. Zekorn vertrat die Deutsche Bischofskonferenz bei der Tagung, die von der Deutschen Kommission Justitia et Pax und dem Jesuit Center for Theological Reflection in Lusaka veranstaltet wurde.

Die Einstellungen verändern sich nur im Schneckentempo

Diese Tagung habe geholfen, "das Verhältnis von Menschenrechten und traditionellen Werten besser zu verstehen und Menschenrechte in den verschiedenen Kulturen besser zu verankern", betonte Zekorn. Besonders beeindruckt hätten ihn praktische Beispiele zur Verbreitung der Menschenrechte, etwa Frauen, die Tänze im traditionellen Stil entwickelt hätten zu Themen wie "Heirate nicht in eine Polygamie" oder "Gewalt hat in der Familie keinen Platz".

"Auch wenn viele kulturelle Praktiken aus der Mode gekommen sind, verändern sich die zugrundeliegenden Haltungen doch nur im Schneckentempo", betonte Erzbischof Buti Thlagale von Johannesburg. Dabei stehe es außer Frage, "dass nationale Regierungen die Menschenrechte in ihre Verfassungen zu inkorporieren haben und sich zu ihrer Umsetzung verpflichten". Der Einsatz für die Menschenwürde zähle zu den besten Werten und Traditionen innerhalb der Kirche, ergänzte Erzbischof Gabriel Anokye aus Ghana, Vizepräsident der allafrikanischen Bischofskonferenz. Verletzungen der Menschenrechte handelten "dem Plan Gottes für das Wohl der Menschen zuwider".

Soweit Traditionen und kulturell geprägte Überzeugungen Menschen ermutigten, ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben zu führen, seien sie eine wichtige Motivationsquelle auch für den Einsatz für Menschenrechte, unterstrich Heiner Bielefeldt, Moderator des Sachbereichs Menschenrechte bei Justitia et Pax. "Ohne Rückhalt in der durch kulturelle Traditionen geprägten Lebenswelt können sich Menschenrechte nicht dauerhaft entfalten", sagte Bielefeldt, der auch UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit ist. (KNA)

Lernen vom Band

Wenn auf den kaum erkennbaren Savanne-Pisten im Süden Sambias ein Jeep mit halsbrecherischer Geschwindigkeit unterwegs ist, dann handelt es sich vermutlich um Father Kelly Michelo, der eines seiner Projekte besucht. Der einheimische Jesuitenpater , an dem zweifellos ein ausgezeichneter Rallye-Fahrer verloren gegangen ist, leitet ein Ausbildungsprojekt in der Region Chikuni.