Oberhirte will sich auch dunklen Momenten stellen

Osnabrücks neuer Bischof Dominicus Meier hat Amt angetreten

Veröffentlicht am 08.09.2024 um 16:39 Uhr – Lesedauer: 

Osnabrück ‐ Das Bistum Osnabrück hat wieder einen Bischof. Am Sonntag trat der Benediktinermönch Dominicus Meier die Nachfolge von Franz-Josef Bode an. Was er verspricht und wovon er nichts hält, sagte er in seiner Predigt.

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Osnabrücks neuer Bischof Dominicus Meier (65) hat offiziell sein Amt angetreten. Beim Festgottesdienst am Sonntagnachmittag im Osnabrücker Dom rief er die Christen dazu auf, noch aufmerksamer zu sein für die wirklichen Anliegen ihrer Mitmenschen. Zu schnell gebe es derzeit Ab- und Ausgrenzung "durch nationalistisch gefärbte oder egoistische Stimmen", so der neue Bischof. Nach der Wahl durch das Domkapitel hatte der Papst den bisherigen Paderborner Weihbischof und Benediktinermönch am 28. Mai zum Nachfolger von Franz-Josef Bode ernannt, der im März 2023 zurückgetreten war.

In seiner Predigt sagte Meier weiter, Christen sollten nicht bei kritischem Hinterfragen oder gar endlosem Debattieren stehenbleiben, sondern ermutigend und helfend eingreifen. Wer wie Jesus anderen aufmerksam zuhöre, habe "Besseres zu tun, als ins allgemeine Jammern über die veränderten Zeiten einzustimmen und der vermeintlich besseren Vergangenheit nachzutrauern".

Sich auch den dunklen Momenten stellen

Er als Bischof wolle vor allem hellhörig sein, Aufmerksamkeit schenken sowie wertschätzend reden und handeln. "Dazu bin ich bereit und dazu bin ich gern in das Bistum Osnabrück gekommen", versprach Meier. Mit den Gläubigen dort wolle er "die Kirche von Osnabrück zu einem freundlichen und einladenden Gesicht ermutigen, ohne die dunklen Momente unserer Geschichte zu verharmlosen, denen wir uns entschieden stellen müssen, um daraus zu lernen". Dabei appelliert er an die Menschen im Bistum. "Ich setze auf Sie", schloss Meier unter Applaus.

Die Feier wurde in eine benachbarte Kirche sowie im Internet übertragen. Insgesamt nahmen so etwa 3.900 Menschen an der Einführung teil. Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Meier erstmals auf dem Bischofsstuhl, der Kathedra, Platz genommen und ist damit neuer Oberhirte des Bistums. Vor den Gläubigen war im Dom die päpstliche Ernennungsurkunde verlesen worden. Zu den Gästen aus Kirchen und Politik gehörten unter anderem Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing aus Limburg, Nuntius Nikola Eterović sowie Hannovers evangelischer Landesbischof Ralf Meister.

Bild: ©KNA/Massimiliano Migliorato (Archivbild)

Der ehemalige Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode war im März 2023 zurückgetreten. Nun ist die Sedisvakanz vorbei.

"Sie werden einen humorvollen und geistvollen Bischof bekommen", sagte Bätzing. Für die Herausforderungen in Gesellschaft und Kirche brauche es "viele weite Blicke und aufmerksames Zuhören". Dazu seien die Menschen im Bistum sehr gut fähig, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Ministerpräsident Weil dankte ausdrücklich dem bisherigen Bischof Bode für jahrzehntelange gute Zusammenarbeit. Für Staat und Kirche gebe es weiterhin wichtige Schnittmengen bei ihren jeweiligen Aufgaben wie Krankenhäuser, Schulen und Migration, aber auch in ihrer Wertegrundlage. Landesbischof Meister würdigte die ökumenische Zusammenarbeit von Katholiken und Protestanten in Niedersachsen. "Die Menschen verlangen sie von uns: Vereint in Christus im gemeinsamen Dienst in dieser Welt zu sein."

Für das Bistum begrüßten die Vorsitzende des Katholikenrats, Katharina Abeln, und der Sprecher des Priesterrates, Bernhard Stecker, den neuen Bischof. Beide dankten Meier für erste gute Gespräche und überreichten ihm einen persönlich gestalteten Reiseführer in sein neues Bistum. Als erste Amtshandlung ernannte der neue Bischof am Ende der Feier Ulrich Beckwermert zu seinem Generalvikar. Nach Bodes Rücktritt war er ständiger Vertreter des Diözesanadministrators Johannes Wübbe. Meier ernannte Wübbe zugleich zum Bischofsvikar für Caritas und Krankenhauswesen.

Der neue Osnabrücker Bischof wurde im Kreis Olpe in Nordrhein-Westfalen als Michael Meier geboren. 1982 trat er in die Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede ein, wo er den Ordensnamen Dominicus annahm. Er wurde 1989 zum Priester und 2015 in Paderborn zum Weihbischof geweiht. Der Benediktiner ist ein Experte für kirchenrechtliche Fragen. Er war unter anderem Diözesanrichter in Salzburg, Professor für Kirchenrecht und Vorsteher des Kirchengerichts in Paderborn. 2021 ernannte ihn Papst Franziskus zum Richter am Obersten Gericht im Vatikan. Meier ist innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz stellvertretender Vorsitzender der Migrationskommission und Beauftragter für die Ostkirchen. (mpl/KNA/epd)

8.9., 18 Uhr: Ergänzt um weitere Details.