Größte Barockkirche nördlich der Alpen vor 300 Jahren geweiht
Die Basilika im württembergischen Weingarten gilt als größte Barockkirche nördlich der Alpen: Wegen ihrer imposanten Kuppel wird sie auch "Schwäbisches Sankt Peter" genannt. Sie sei halb so hoch, halb so breit und halb so lang wie der Petersdom in Rom, teilte die Diözese Rottenburg-Stuttgart mit. Nun wird der 300. Weihetag der Kirche gefeiert. Am 10. September 1724 hatte der damals zuständige Konstanzer Fürstbischof Johann Franz von Stauffenberg die Basilika Sankt Martin geweiht.
Das Jubiläum wird von der Kirchengemeinde, der Stadt Weingarten und dem Land Baden-Württemberg mit mehreren Veranstaltungen begangen. Am Dienstag (10. September) leitet Diözesanadministrator Clemens Stroppel den Festgottesdienst um 19 Uhr. Der Basilika-Chor werde "die Gläubigen mit ins 18. Jahrhundert nehmen", hieß es. Die Messe und das Magnifikat für Chor und Orchester stammten aus der Feder des damaligen Weingartener Mönchs Christophorus Vogl.
"Würdiger Ort" für Blutreliquie
Standarten-Abordnungen von "Blutreitergruppen" verweisen im Gottesdienst auf die berühmte Blutreliquie. Die Tradition des Weingartener Blutritts reicht ins elfte Jahrhundert zurück. Damals erhielt das Kloster Teile einer Heilig-Blut-Reliquie aus dem italienischen Mantua. Die Reliquie enthält der Legende nach Erde, die mit dem Blut Christi vermischt ist. Bei der Reiterprozession, die traditionell am Freitagmorgen nach Christi Himmelfahrt stattfindet, trägt seit Jahrhunderten ein Reiter die Blutreliquie segnend durch Straßen und Flure. Hunderte schwarz gekleidete Reiter folgen.
Für den Bau der Barockkirche sei ausschlaggebend gewesen, einen würdigen Ort für die Verehrung der Reliquie zu schaffen, erläuterte Pfarrer Ekkehard Schmid. Ein Dokument von 1724 berichtet demnach von den prachtvollsten Feiern, die das Oberland jemals erlebt habe. Die Festivitäten zur Weihe hätten eine ganze Woche gedauert.
Mit Blick auf die Erhaltung des 300 Jahre alten Gebäudes hieß es, dabei sei man "nie fertig". Das Land Baden-Württemberg, dem die Klosteranlage heute gehört, saniert – nach Türmen und Westfassade – seit 2021 auch den Innenraum der Basilika. (KNA)