Franziskus beendet Asien-Pazifik-Tour: Der Papst, der es allen zeigte
Ein Papst am Ende. Sein Pontifikat so gut wie abgeschrieben. Das nächste Konklave nach Gesundheitskrisen des annähernd 88-Jährigen schon in Sicht. Seine Gegner nutzen jeden Moment der Schwäche, um dem Papst einen Mangel an Regierungsfähigkeit oder Schlimmeres zu unterstellen – und das Bild eines steuerlosen Kirchenschiffs mit 1,4 Milliarden Passagieren zu zeichnen.
Doch der argentinische Papst ist zäh. Den ultimativen Beweis dafür liefert er mit der längsten Reise seiner nun schon über elfjährigen Amtszeit. Zwölf Tage lang besuchte er Länder, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Alle weit von Rom entfernt, in jedem eine andere Zeitzone. Das Wetter wechselt stetig, angenehm ist es nie: heiß, windig, versmogt mit Luftfeuchtigkeit bis zu 90 Prozent.
Kraftschöpfende Begegnungen
Den Papst scheinen die ungünstigen Begleitumstände kaum zu stören. Stoisch arbeitet er sich von Termin zu Termin, von Begegnung zu Begegnung. Seine Reden und Predigten kürzt er nicht – im Gegenteil. Regelmäßig verschieben sich Folgeveranstaltungen, weil Franziskus jedem seine Zeit geben möchte. Organisatoren wie Beobachter hatten mit einigen kurzfristigen Terminabsagen gerechnet.
Doch sind es genau diese Auftritte fern von Rom, die nicht nur den Menschen vor Ort, sondern vor allem Franziskus Kraft geben. Er findet eine Kirche an der Peripherie vor, die sich keinen Protz leisten kann. Er trifft Menschen, die sich darüber freuen, den Mann in Weiß zu sehen, der für sie der Stellvertreter Christi ist. Menschen, die nicht nur auf negative Seiten der Kirche schauen – auch weil sie auf ihre Unterstützung angewiesen sind. In manchen armen Ländern ist der katholische Global Player der Einzige, der die nötigste soziale Infrastruktur stellt. Zudem schenkt Franziskus jenen Aufmerksamkeit, die sie international nur selten bekommen und erfüllt den Anspruch, mit dem er 2013 angetreten ist: Das Oberhaupt einer Kirche der Armen zu sein.
In Papua-Neuguinea und Osttimor haben die Worte des Papstes Gewicht, wenn er vor Politikern Korruption anprangert und Priestern eine andere, demütigere Vorstellung von ihrem Beruf ans Herz legt. Er wird von den Menschen gehört, wenn er sich gegen Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung ausspricht, ein Ende von Armut, Arbeitslosigkeit und Drogenmissbrauch fordert. In Indonesien sucht er den Schulterschluss mit dem gemäßigten Islam gegen Intoleranz und religiösen Extremismus. Singapur führt er als beispielhaft für eine nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz an – der Klimawandel betrifft alle Gastländer intensiv.
Mag das Echo auf seinen Besuch in manchen Ländern intensiver sein als in anderen – seine Reise ist definitiv ein Erfolg. Bis zu seinem letzten Termin bleibt Papst Franziskus kraftvoll. Nur bei seiner letzten Station in Singapur trägt er seine Reden eher rasch und ohne Improvisationen vor – vielleicht ein Zeichen der Erschöpfung am Ende dieses unglaublichen Marathons.
Nächste Reise steht schon an
Wenig deutet darauf hin, dass die Reise ans Ende der Welt eine finale Abschiedstournee war. Schon in wenigen Wochen reist Franziskus nach Belgien und Luxemburg. Ein Besuch anlässlich des Jubiläums des Konzils von Nizäa in der Türkei im nächsten Jahr gilt als wahrscheinlich, eine Teilnahme an der Eröffnung der Pariser Kathedrale Notre-Dame im Dezember ist nicht ausgeschlossen. Schon im Oktober tagt in Rom die Weltsynode – das Lieblingsprojekt des Papstes für eine grundlegende Kirchenreform, und an Weihnachten eröffnet er das größte katholische Pilgerevent, das Heilige Jahr 2025.
Schafft er all das ebenso wie die anstrengende Asien-Pazifik-Reise, könnten auch die fast schon abgeschriebenen Besuche in Indien und Argentinien vielleicht doch noch stattfinden. Schließlich haben schon viele andere Stars mit mehr als nur einer Abschiedstournee die große Weltbühne verlassen.