Kardinal Marx: Stimme des Evangeliums muss immer hörbar bleiben
Die Stimme des Evangeliums muss nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx weiter hör- und sichtbar bleiben. Nicht nostalgisches Erinnern sei angesagt, sondern "Verlebendigung", indem sich Christen den Schwachen zuwendeten, sagte Marx am Sonntag in Freising. Dort wurde auf dem Domplatz als Höhepunkt des diözesanen Festjahres "1.300 Jahre Korbinian in Freising" ein Festgottesdienst gefeiert. Marx nannte den Gründer und ersten Bischof des Bistums Freising einen "europäischen Heiligen". Er war im achten Jahrhundert aus Frankreich nach Altbayern gerufen worden, um dort den christlichen Glauben zu verkünden.
Der Kardinal erinnerte daran, dass über 800 Jahre das Haus Wittelsbach Wegbegleiter gewesen sei: "Danke für Ihren treuen Mitgehdienst und ihr Zeugnis." An die anwesenden Staatsminister gewandt sagte der Kardinal in Bezug auf das Verhältnis von Kirche und Politik, es sei nicht immer spannungsfrei gewesen. "Das darf es auch nicht sein. Wenn das Evangelium verkündet wird, dann wird auch Unruhe in die Welt gebracht." Denn dieses sei immer wieder im Horizont des Heute zu lesen.
"Wir werden nicht aufgeben"
Aussaat und Ernte hätten stets von Neuem zu erfolgen, betonte der Erzbischof von München und Freising. So werde es auch weitergehen: "Wir werden nicht aufgeben. Warum auch? Wo sind die Alternativen zum Evangelium?" Christen gehörten dorthin, wo die Schöpfung und das Leben verteidigt würden. Von Freising aus habe einst die Gründung der altbayerischen Bistümer begonnen, quasi die systematische Taufe Bayerns. Dabei komme es nicht darauf an, ob alle getauft seien, sondern dass die Getauften innerhalb des Landes ein Zeugnis von dieser neuen, von Jesus begründeten Lebensweise gäben.
Beim Gottesdienst waren viele Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft anwesend. Beim Einzug mit Fahnen, die weitere Heilige des Erzbistums zeigten, wurde der Korbiniansschrein mitgetragen. Er enthält die Gebeine des Bistumspatrons. Hinter dem Altar war das Enghausener Kreuz aufgebaut. Es gilt als das älteste bekannte überlebensgroße Kruzifix. Das Werk aus Holz stammt aus dem 9. Jahrhundert und befindet sich sonst in der Filialkirche Heilige Kreuzauffindung in Enghausen im Landkreis Freising. Letztmals außerhalb der Kirche war es beim Gottesdienst mit Papst Benedikt XVI. auf dem Freigelände der Messe in München-Riem 2006 zu sehen. (KNA)