Standpunkt

Wieso sich die Bischöfe Feige und Neymeyr als Leuchttürme erweisen

Veröffentlicht am 19.09.2024 um 00:01 Uhr – Von Thomas Seiterich – Lesedauer: 

Bonn ‐ Bistümer in Ostdeutschland sind ärmer an Geld und Bürokratie als die westdeutschen. Das kann sich für das bischöfliche Wirken als Vorteil erweisen, kommentiert Thomas Seiterich – und blickt dabei auf die Ost-Bischöfe Gerhard Feige und Ulrich Neymeyr.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Beneidenswert ist eine katholische Kirche, die solche Bischöfe hat! Sie werden vielleicht staunen: Es ist hier von Deutschland die Rede. Bischöfe in den an Geld und Bürokratie armen Diözesen Ostdeutschlands wie Gerhard Feige in Magdeburg und Ulrich Neymeyr in Erfurt erweisen sich als Leuchttürme, ja als standfeste Mahner gegen den nationalistisch-völkischen Mainstream von AfD und BSW.

Westdeutsche Oberhirten sind derweil von zumeist schwerfälligen Kirchenverwaltungen umgeben. Viel Energie geht da für die mühsamen Umbauten in schwindenden, ehedem großkirchlichen Strukturen drauf, in den allfälligen Abschieden von früher und im vorsichtigen Herangehen an zukunftsfähige Verfahrensweisen. Der Mentalitätswechsel fällt schwer. Und in den schrumpfenden Pfarreien? Viel Selbstbeschäftigung. Teils alt gewordene, zuweilen nostalgische Rätestrukturen, die von vor 40, 50 Jahren stammen. Allüberall: Es herrscht der flache Atem des Strukturwandels und des Rückzugs.

Anders im Osten: Dort war man schon immer arm an aktiven Katholiken, auch an Geld und an Hauptamtlichen. Die Bestandspflege frisst weniger Kräfte auf.

An den ostdeutschen Bischöfen zerren weniger Glaubwürdigkeitsprobleme. Bischöfe wie Gerhard Feige und Ulrich Neymeyr machen vor wie das geht, aus einer kleinen Minderheitenposition hörbar zu einer großen, nichtchristlichen Bevölkerungsmehrheit zu sprechen. Sie zeigen, wie man unerschrocken für die politischen Werte des Evangeliums eintritt – aktuell und seit Jahren gegen politischen Egoismus, Fremdenfeindlichkeit und wider den bräunlich eingefärbten Ungeist.

Von Thomas Seiterich

Der Autor

Thomas Seiterich ist Ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift "Publik-Forum".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.