Mutige Männer auf winzigem Eiland
Wie es dazu kam, dass es auf Nordstrand inzwischen ein friedliches Miteinander von Katholiken, Alt-Katholiken und Protestanten gibt, erklärt in seinem neuesten Buch der langjährige katholische Pfarrer von Nordstrand, Peter Schmidt-Eppendorf. Am Samstag stellte der in Hamburg im Ruhestand lebende 83-jährige Autor das Werk "Die katholischen Geistlichen auf Nordstrand 1654-1999" auf der Halbinsel vor.
Rund zwei Drittel der einst reichen und damals nur von Protestanten bewohnten Insel Alt-Nordstrand waren bei der schweren Sturmflut von 1634 in der Nordsee versunken. Übrig blieben die heutige Insel Pellworm, die Hamburger Hallig, die Hallig Nordstrandischmoor und das heutige Nordstrand. Dort waren die Deichschäden so groß, dass sich der Gottorfer Herzog Friedrich III. erst nach fast 20 Jahren des Zögerns entschloss, katholische Deichbauexperten aus den Niederlanden in sein protestantisches Land zu holen.
"Diesen Geistlichen ein Denkmal setzen"
"Sie brachten damals ihre Geistlichen aus den Niederlanden mit. Mutige Männer, die bereit waren, sich auf dem zerstörten, unwirtlichen Eiland niederzulassen und den Menschen zu dienen", erzählt Schmidt-Eppendorf in seinem Buch, mit dem er nach jahrzehntelanger Forschungsarbeit "diesen Geistlichen ein Denkmal setzen" möchte. Leben und Wirken von 91 katholischen Geistlichen hat der Autor beschrieben, der nach seinem Studium der Philosophie, Theologie und Kirchengeschichte von 1972 bis 1999 als Pfarrer auf Nordstrand wirkte und 1984 den "Verein für katholische Kirchengeschichte in Hamburg und Schleswig-Holstein" gegründet hat.
In seinem akribisch recherchierten, rund 240 Seiten umfassenden Werk beschreibt er auch, wie es zur Aufspaltung der Katholiken und zur Gründung einer alt-katholischen Gemeinde auf Nordstrand kam, von der aus heute rund 350 Altkatholiken in ganz Schleswig-Holstein seelsorgerisch betreut werden.
"Die Seelsorge auf der Insel übernahmen belgische Oratorianerpriester", so der Monsignore. "Sie versahen den Dienst als Pfarrer an der 1662 erbauten Theresienkirche und verwalteten außerdem ihr eigenes Haus, das sogenannte Oratorium, mit seinem umfangreichen Grundbesitz." Darin gab es eine Hauskapelle. Die Geistlichen des Oratoriums unterstützten den Pfarrer der Theresienkirche in seinen Aufgaben.
Bistümer unterstützen Buch-Projekt
Mit dem Tod des Pfarrers Gerhard Egerwys 1740 kam es laut Autor zur Spaltung der Gemeinde. Die Oratorianer zogen sich von der Pfarrkirche zurück. An der Theresienkirche amtierten Priester, die dem Bischof von Utrecht unterstanden und wegen des Jansenismus - einer Bewegung in der katholischen Kirche dieser Zeit, die als häretisch verfolgt wurde - mit dem Bann belegt waren.
Die Kapelle im Oratorium wurde zur "heimlichen" Pfarrkirche der römisch-katholischen Einwohner Nordstrands, schreibt Schmidt-Eppendorf. Seitens der dänischen Regierung sei der Kapelle im Oratorium die Anerkennung als öffentliche Pfarrkirche beharrlich verweigert worden. Erst l807 kam es zu einer De-facto-Anerkennung und 1826 zu einer vertraglichen Regelung der kirchlichen Verhältnisse auf Nordstrand. "Von 1826 an genoss die Kapelle im Oratorium den Rang einer Pfarrkirche. Ein eigenes Gotteshaus konnte erst unter preußischer Verwaltung l866 erbaut werden, die jetzige St. Knud-Kirche."
Der Autor schildert in seinem Buch zudem die bewegte Geschichte der 2007 geschlossenen katholischen Schule, des früheren Hospitals und des Kinderheimes St. Franziskus. Das Buch enthält Quellen- und Literaturangaben sowie Personen-, Sach- und Ortsregister. Es erscheint mit Unterstützung des emeritierten Hamburger Erzbischofs Werner Thissen und der Bistümer Osnabrück und Münster sowie der Franz-von-Sales-Stiftung des Bonifatiuswerks.