Fortschritte im ökumenischen Dialog

Kopten und Orthodoxe einig in Ablehnung homosexueller Partnerschaften

Veröffentlicht am 19.09.2024 um 12:40 Uhr – Lesedauer: 

Wadi-al-Natrun ‐ Nach Jahrzehnten nehmen Kopten und Orthodoxe wieder ihren Dialog auf: Vereint sind sie in ihrer Ablehnung von gleichgeschlechtlichen Verbindungen. Aber auch sonst gibt es gemeinsame Positionen – und einen Wunsch für die ganze Christenheit.

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Die koptisch-orthodoxe und die byzantinisch-orthodoxe Kirche bekräftigen im ökumenischen Dialog ihre gemeinsame Position zu Homosexualität. Nach einem Dialogtreffen beklagten die Kirchen in einer Abschlusserklärung eine Krise in Fragen der Familie und anthropologische Herausforderungen durch die heutige säkulare Gesellschaft. Insbesondere lehnten die beiden Kirchen kategorisch "die Rechtfertigung gleichgeschlechtlicher Beziehungen durch das, was 'absolute menschliche Freiheit' genannt wird", ab. Dadurch entstehe ein Schaden für die Menschheit. "Unsere Kirchen bekräftigen zwar ihren uneingeschränkten Glauben an die Rechte und die Freiheit des Menschen, bestätigen aber auch, dass die Freiheit des Geschaffenen nicht so absolut ist, dass sie die Gebote des Schöpfers übertreten und brechen kann", heißt es in der Erklärung.

Ausdrücklich nimmt die Erklärung nicht auf die Segenserklärung "Fiducia supplicans" des Vatikans Bezug, die insbesondere in den Ostkirchen für Verstimmung gesorgt hatte. Die koptische Kirche hatte mit Bezug auf die im vergangenen Dezember vom Glaubensdikasterium vorgelegte Erklärung im März den Dialog mit der katholischen Kirche ausgesetzt. Im Mai besuchte Glaubenspräfekt Víctor Manuel Fernández den koptischen Papst, um eine neue Basis für die Verständigung zu erreichen. Dabei betonte der Kardinal, dass es keine theologischen Differenzen bei der Bewertung von Homosexualität gebe.

Hoffnung auf gemeinsamen Ostertermin aller Christen

Die Vertreter der koptischen und der byzantinischen Kirche haben sich am Sitz der koptischen Kirche am Montag und Dienstag im ägyptischen Wadi-al-Natrun auf Einladung des koptischen Papstes Tawadros II. getroffen und damit nach 34 Jahren wieder den ökumenischen Dialog aufgenommen. Dabei vereinbarten die Kirchen eine weitere Arbeit von Kommissionen zu liturgischen und pastoralen Fragen und eine Vertiefung des Dialogs.

Außerdem drückten sie mit Blick auf das im kommenden Jahr anstehende 1700. Jubiläum des Konzils von Nizäa die Hoffnung auf eine Einigung auf einen gemeinsamen Ostertermin aus. 2025 fällt Ostern sowohl nach der westlichen wie nach der östlichen Berechnungsmethode auf dasselbe Datum. Für die Zukunft hoffen Kopten und byzantinische Orthodoxe auf eine Einigung der ganzen Christenheit auf die orthodoxe Berechnungsmethode. Papst Franziskus hatte bereits 2015 den Ostkirchen angeboten, den orthodoxen Ostertermin zu übernehmen, um eine Einigung zu erzielen.

Die koptische Kirche gehört zu den orientalisch-orthodoxen Kirchen. Diese Kirchen sind neben der byzantinisch-orthodoxen Kirche und der Kirche des Ostens eine der drei Zweige der nichtkatholischen Ostkirchen. Die Koptisch-Orthodoxe Kirche von Alexandrien ist die altorientalische Kirche Ägyptens. Zu ihr bekennen sich zwischen fünf und elf Millionen Menschen. Seit 2012 steht ihr Papst Tawadros II. vor. Die byzantinisch-orthodoxe Kirche ist mit etwa 300 Millionen Gläubigen weltweit der größte Zweig der Orthodoxie. Ihr steht der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel als Ehrenoberhaupt vor. (fxn)