Glaubenspräfekt: Katholiken und Kopten bei Homosexualität einig
Glaubenspräfekt Víctor Manuel Fernández sieht trotz der Verstimmungen mit der koptischen Kirche nach der Veröffentlichung der Segenserklärung "Fiducia supplicans" keine theologischen Differenzen bei der Bewertung von Homosexualität. Am Mittwoch traf sich der Kardinal in Kairo mit dem koptischen Papst Tawadros II., um nach dem Dialogabbruch der Kopten eine neue Basis für die Verständigung zwischen den beiden Kirchen zu finden, wie die koptische Kirche mitteilte. Die Heilige Synode der Kopten hatte im März beschlossen, aufgrund von "Fiducia Supplicans" den theologischen Dialog mit der katholischen Kirche vorerst einzustellen. Außerdem verabschiedete die Synode eine grundsätzliche Stellungnahme, in der sie ihre Ablehnung homosexueller Handlungen bekräftigte.
Bei dem Gespräch zwischen Fernández und Tawadros stand das Thema des Umgangs mit Homosexualität im Zentrum. Fernández habe laut der Mitteilung betont, dass die katholische Kirche die Position der Kopten voll und ganz unterstütze, gleichgeschlechtliche Ehen abzulehnen. Die Erklärung der Synode gebe die Lehre der Heiligen Schrift wieder. Auch die jüngst von seinem Dikasterium veröffentlichte Erklärung "Dignitas infinita" zur menschlichen Würde stelle unmissverständlich klar, dass die katholische Kirche gleichgeschlechtliche Ehen komplett ablehne.
Papst Tawadros will "Pfad der Liebe" weitergehen
Fernández verwies außerdem darauf, dass er die Segenserklärung ausführlich erläutert habe, wie es die Vertreter der altorientalischen Kirchen in der im Januar tagenden Dialogkommission gefordert hatten. Laut "Vatican News" sagte der Kardinal gegenüber Tawadros, dass der Vatikan der Erklärung der koptisch-orthodoxen Synode vom März inhaltlich durchaus beipflichte und auch ihren pastoralen Ansatz begrüße. In "Fiducia supplicans" sei keine Rede davon, dass gleichgeschlechtliche Paare als solche gesegnet werden könnten.
Papst Tawadros hat laut der Mitteilung der koptischen Kirche bei dem Treffen den "Pfad der Liebe" zwischen den beiden Kirchen und die Bedeutung des Dialogs betont. Die Ergebnisse der katholisch-altorientalischen Dialogkommission, die sie in den 20 Jahren ihres Bestehens erzielt hat, müssten nun bewertet werden. Jetzt brauche es effektivere Methoden und Mechanismen für die Arbeit der Kommission.
Unzufriedenheit mit den Dialogfortschritten
Im April hatte der koptische Ko-Vorsitzende der Gemeinsamen internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen und den orientalisch-orthodoxen Kirchen, Bischof Kyrillos, Kritik an den Fortschritten des Austauschs geäußert. Es fehlten konkrete Ergebnisse. Die Unzufriedenheit der Kopten rühre nicht allein aus der im vergangenen Dezember veröffentlichten Segenserklärung her, sondern bestünden schon seit mehreren Jahren. Er vermisse Stellungnahmen dazu, wo die Kirchen einen gemeinsamen Glauben teilen.
Die orientalisch-orthodoxen oder altorientalischen Kirchen sind die Ostkirchen, die sich nach dem Konzil von Ephesos (431) oder nach dem Konzil von Chalcedon (451) von der römischen Reichskirche trennten. Vor allem mit Blick auf die Christologie unterscheiden sich diese Kirchen von der katholischen und der byzantinisch-orthodoxen Kirche, indem sie stärker die Einheit der göttlichen und der menschlichen Natur in Christus betonen. Das Konzil von Chalcedon lehrte die Zweinaturenlehre. Die größte der orientalisch-orthodoxen Kirchen ist die koptische Kirche, die ihren Schwerpunkt in Ägypten hat. (fxn)