Heißer Sommer, kühle Kirchen
Das Bistum Speyer hat schon vorsorglich eine Pressemitteilung geschickt. Bis zu 38 Grad erwartet die süddeutsche Diözese am heutigen Donnerstag. Wie gut, dass man im riesigen Innenraum des Kaiserdoms davon nicht viel merken wird. Noch frischer soll es sogar in der Krypta sein. "Dort sind es durchschnittlich vier Grad weniger als im Hauptschiff", schreibt die Pressestelle. Der Speyerer Dom ist die älteste romanische Kirche der Welt und entstand zu Zeiten, in denen der Klimawandel noch ein Fremdwort war. So ließ der salische König und spätere Kaiser Konrad II. vermutlich 1025 den Bau mit dem Ziel beginnen, die größte Kirche des Abendlands zu errichten.
Für den kühlen Kopf des Besuchers sorgen aber nicht nur die angenehmen Temperaturen, sondern auch die "klare geometrische Gliederung der Krypta". Die wechselnde Farbgebung der Gewölbebögen betone diesen Eindruck sogar noch und vermittele ein "Gefühl göttlicher Ordnung", heißt es in der Mitteilung weiter. Der Ort im Herzen der Stadt ist auch historisch interessant: Die Unterkirche ist der älteste Teil des Doms und seit fast 1.000 Jahren nahezu unverändert erhalten.
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Nicht weit von Speyer wird ebenfalls geschwitzt: im Bistum Trier. Dort gibt es zwar auch die Mosel zur Abkühlung, doch spiritueller – und wohl auch sicherer – geht es in der St. Matthias Basilika zu. In der schattigen Krypta befindet sich das Grab des Apostels Matthias. Es handelt sich dabei um das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen. Im dazugehörigen Klosterladen kann man zudem das ein oder andere Klostererzeugnis erwerben – auch wenn sich manches Getränk wohl besser für den Abend eignet.
Weiter nördlich lädt der Kölner Dom ebenfalls zum Verweilen ein. Dort tauchen im Herbst und Winter zwar regelmäßig Beschwerden über die Kälte auf (immerhin gefriert manchmal sogar das Weihwasser), doch in diesen Tagen wird sich darüber wohl kaum jemand beklagen. Die riesige, im gotischen Stil erbaute Kathedrale hat vieles zu bieten, darunter den berühmten Schrein mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige. Wem im Innenraum aber immer noch zu warm ist, hat Glück: Unterhalb des Doms gibt es regelmäßig Führungen durch die verschiedenen Ausgrabungsstätten.
Rast für die Seele
Auch wenn es im Norden meist kühler zugeht – und nein, diese Aussage bezieht sich jetzt nicht auf die Mentalität -, wird es zwischen Nord- und Ostsee in den nächsten Tagen ebenfalls ziemlich warm. Zum Glück bieten auch hier viele Kirchen eine Rast für die Seele; darunter der Hildesheimer Mariendom. Besonders sehenswert ist hier der Kreuzgang mit Blick auf Annenkapelle und den 1.000-jährigen Rosenstock. Auch wenn die Blütezeit vorbei ist, lohnt sich ein Besuch beim Wahrzeichen des Bistums. Und wer besonders viel Glück hat, trifft vielleicht sogar einen Uhu. Die berühmte Greifvogel-Familie im Westwerk des Doms erfreut seit Wochen die Hildesheimer, eines der Jungtiere hat sogar bereits damit begonnen, den Domhof zu erkunden.
Wen die Hitze plagt, der möchte manchmal vielleicht auch einfach in ein kühles Loch springen. Im folgenden Fall sollte man zwar bitte die zwei Treppen benutzen, doch die berühmte – und viel diskutierte – Öffnung in der Berlin Hedwigskathedrale bietet gewiss Abkühlung. Denn gerade in den Großstädten staut sich die Hitze besonders gut. Der Besuch in der Krypta lohnt sich unabhängig von der Meinung über die architektonische Gestaltung ohnehin. Sie ist nicht nur Grablege für die Berliner Erzbischöfe, sondern dient auch dem Gedächtnis Bernhard Lichtenbergs. Der katholische Priester starb 1943 auf dem Weg in das Konzentrationslager Dachau. Der Märtyrer wird in der katholischen Kirche als Seliger verehrt.
Dass Hitze ein recht irdisches Problem ist, ist gemeinhin bekannt – und macht deswegen auch nicht vor Deutschlands Bischöfen halt. Glücklich kann sich da Bischof Heinz-Josef Algermissen aus Fulda schätzen. Seine Wohnung liegt direkt an der Michaelskirche. Und die gilt nicht nur als ältester Nachbau der Grabeskirche in Deutschland, sondern ist über die Krypta auch direkt mit dem Bischofshaus verbunden.
Besonders warm erwischt es auch die Oberhirten im ohnehin stets sonnenverwöhnten Süden. Dort gibt es eine Menge Kirchen und Kathedralen – und die Basilika Birnau am Nordufer des Bodensees. Die Wallfahrtskirche ist ein "Barockjuwel". Und barocke Bauwerke haben naturgemäß recht dicke Mauern; ein Pluspunkt bei den momentanen Außentemperaturen. In der Kirche selbst befindet sich ein Gnadenbild, eine 80 Zentimeter hohe hölzerne Marienstatue.
Doch egal, welchen kühlen Ort Sie aufgesucht haben: Wenn es wieder nach draußen geht, denken Sie daran, dass dort die Hitze wartet. Falls hingegen ein Wärmegewitter droht, drehen Sie einfach noch mal um. Denn die Kirchen bieten nicht nur Schatten, sondern auch ein Dach über dem Kopf.