Für mehr Würde bei der Arbeit
Projektleiter Bernhard Emunds bemängelte vor allem die Lage der 24-Stunden-Kräfte in der häuslichen Pflege. Während ihrer bis zu dreimonatigen Einsätze seien sie häufig pausenlos im Dienst. Dies widerspreche dem Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation über "Menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte" von 2011, das auch für Deutschland gelte, betonte der Professor für Christliche Gesellschaftsethik und Sozialphilosophie (Sankt Georgen).
Das Abkommen sehe vor, dass Hausangestellten mindestens ein freier Tag pro Woche zustehe. Er rief den Bund auf klarzustellen, dass eine für die Mitarbeitenden von SOS-Kinderdörfern festgeschriebene Ausnahme im Arbeitsrecht nicht für 24-Stunden-Pflegekräfte gelten dürfe.
Die 60-seitige Studie unter dem Titel "Wen kümmert die Sorgearbeit? Gerechte Arbeitsplätze in Privathaushalten" wurde von einer interdisziplinären Expertengruppe erarbeitet. Die Untersuchung entstand im Auftrag der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, die von Erzbischof Schick geleitet wird.
Dr Bischof forderte eine insgesamt stärkere gesellschaftlich Wertschätzung der "Sorgearbeit" in der Familie. Dies würde auch dazu führen, dass die Hausangestellten besser entlohnt und abgesichert werden. Bislang seien 80 Prozent in Schwarzarbeit beschäftigt und damit bei Krankheit, Unfall oder Kündigung nicht abgesichert. Zugleich steige der Bedarf an solchen Hausangestellten in den reichen Gesellschaften immer stärker.
Um die Situation der zumeist weiblichen Hausangestellten zur verbessern, empfiehlt die Studie eine Reihe politischer Reformen. So plädiert sie für die Einführung eines subventionierten "Dienstleistungschecks" nach belgischem Vorbild. Damit können Privathaushalte über eine staatliche Agentur Reinigungskräfte anfordern, die bei spezialisierten Unternehmen regulär beschäftigt sind. (KNA)