Vier weltraumforschende Ordensfrauen mit Asteroiden-Namen geehrt
Vier Ordensfrauen, die Pionierarbeit bei der Katalogisierung von Sternbeobachtungen geleistet haben, werden durch die Benennung von Asteroiden geehrt. Zwei Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter wurden nun nach den Schwestern Concetta Finardi (1896–1975) und Luigia Panceri (1893–1982) benannt, teilte die Arbeitsgruppe für die Benennung kleiner Himmelskörper der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in ihrem jüngsten Bulletin (September 2024) mit. Bereits im Juni wurden die anderen beiden Schwestern in dem vierköpfigen Forschungsteam, Schwester Emilia Ponzoni (1883–1950) und Regina Colombo (1885–1953) geehrt. Die Asteroiden tragen nun offiziell die Namen "(709193) Concettafinardi", "(714305) Panceri", "(627981) Ponzoni" und "(634659) Colombo". Außerdem wurde ein Asteroid nach dem 1967 geborenen Jesuiten Gabriele Gionti benannt, der an der Vatikanischen Sternwarte arbeitet. Sein Asteroid heißt "(611494) Gionti". Die fünf Asteroiden wurden am Observatorium Mount Graham (USA) der Vatikanischen Sternwarte entdeckt.
Mit der Widmung der Himmelskörper ehrt die astronomische Gemeinschaft vier Ordensfrauen aus der Gemeinschaft Suore di Maria Bambina, die zwischen 1917 und 1921 knapp eine halbe Million Sterne kartographiert haben. Die Vatikanische Sternwarte hatte Ende der 1880er Jahre im Namen des Heiligen Stuhls zugesagt, sich an der Erstellung einer Himmelskarte ("Carte du ciel") zu beteiligen. Dazu wurde dem Vatikan ein Abschnitt des Nachthimmels zugeteilt, der fotografiert und ausgewertet werden sollte. Insgesamt haben sich 18 Sternwarten weltweit an dem Projekt beteiligt.
Vom Pflegeorden in die Sternwarte
Die durch den Barnabitenpater Francesco Denza angestoßene Beteiligung des Vatikans fand die Unterstützung von Papst Leo XIII. (1878 bis 1903), der darin eine Möglichkeit sah, die Unterstützung der Kirche für die Wissenschaften zu zeigen. Nach dem Tod Denzas 1894 geriet das Projekt ins Stocken. Unter neuer Führung des Jesuitenpaters John Hagen, der zuvor die Sternwarte an der US-amerikanischen Jesuitenuniversität Georgetown geleitet hatte, wurden die Ordensfrauen für das Projekt verpflichtet. Hagen hatte an anderen Sternwarten erfahren, dass dort Frauen für die Katalogisierung des Himmels verantwortlich waren. 1909 wandte sich Hagen an die Generaloberin der Suore di Maria Bambini, da er "zwei Schwestern mit normalem Sehvermögen, Geduld und einer Eignung für methodische und mechanische Arbeit" benötige. Trotz Vorbehalten des Generalrats des auf Krankenpflege und Erziehung spezialisierten Ordens wurden ab 1910 zunächst zwei, später vier Schwestern an die Sternwarte entsandt, die mit Mikroskopen Fotoplatten des Nachthimmels kartographierten.
Bis 1921 notierten die Schwestern nach Angaben der vatikanischen Sternwarte Helligkeit und Position von 481.215 Sternen. Die Ergebnisse wurden in einem zehnbändigen Katalog veröffentlicht. Die Schwestern wurden in Würdigung ihrer Verdienste von den Päpsten Benedikt XV. (1914–1922) und Pius XI. (1922 bis 1939) empfangen und geehrt. Weltweit wurden im Rahmen des Projekts der "Carte du ciel" bis 1966 fast fünf Millionen Sterne katalogisiert.
Mindestens 40 Jesuiten und ein Papst im Asteroidengürtel
Bisher sind vor allem Jesuiten im Weltraum verewigt. Mit dem neuen nach einem Jesuiten benannten Asteroiden gibt es mittlerweile mindestens 41 Himmelskörper, die nach Mitgliedern des Ordens benannt sind. Zuletzt wurden im Mai zwei Asteroiden nach Ordensmännern benannt. Im vergangenen Jahr wurden neun Asteroiden nach Jesuiten benannt, darunter einer zu Ehren des mittlerweile 101-jährigen ehemaligen italienischen Provinzials Sabino Maffeo. Im selben Jahr wurde auch der Gründer der vatikanischen Sternwarte, Papst Gregor XIII., unter seinem bürgerlichen Namen Ugo Boncompagni (1502–1585) am Himmel verewigt. Er förderte die Astronomie zur Unterstützung seiner Kalenderreform. Zuvor wurde Papst Benedikt XVI. mit einem Asteroiden-Namen in Würdigung seiner Öffnung der vatikanischen Archive für die Wissenschaft geehrt.
Die Benennung von Asteroiden ist ein mehrstufiger Prozess. Ein neuer Himmelskörper wird registriert, wenn er von einem Beobachter an zwei aufeinanderfolgenden Nächten beobachtet wird. Die Sichtungen müssen dann dem "Minor Planet Centre" der IAU gemeldet werden, das eine provisorische Identifikationsnummer vergibt. Anschließend werden frühere Sichtungen von bislang unidentifizierten Himmelskörpern mit der neuen Sichtung abgeglichen, eventuelle Doppelungen werden zusammengeführt. Sobald aus den Daten eine genaue Umlaufbahn ermittelt werden kann, erhält der Asteroid eine permanente Nummer. Das Recht, einen Namen auszuwählen, kommt dem Forscher zu, der genügend Daten für die Berechnung des Orbits geliefert hat, also nicht notwendig dem ersten Entdecker. Der Namensvorschlag wird dann von der Arbeitsgruppe für die Benennung kleiner Himmelskörper geprüft und schließlich offiziell veröffentlicht. (fxn)