Im Brandfall des Klosters Tabgha gibt es noch keine Ergebnisse

Nach dem Feuer im Dunkeln

Veröffentlicht am 03.07.2015 um 11:00 Uhr – Von Andrea Krogmann (KNA) – Lesedauer: 
Orden

Jerusalem  ‐ Der Brand im Kloster Tabgha am See Genezareth hat nicht nur die dort lebenden Mönche erschüttert. Alles sieht nach Brandstiftung aus - doch die Ermittlungen dauern an. Zusätzlich zur Unsichtkeit kommen jetzt noch finanzielle Probleme.

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Doch weiterhin gebe es große Solidarität vor allem seitens der jüdischen Bevölkerung, so Schnabel. Nach dem Feuer am 18. Juni, das einen Teil des erst 2012 eingeweihten Klosterneubaus in Asche legte, seien Spenden und Hilfen auch von einigen Rabbinern eingegangen. Der Präsident des Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Beratungen (IJCIC), David Rosen, brachte eine Crowdfunding-Kampagne zum Wiederaufbau des Zentrums für interreligiöse Begegnung auf den Weg. Dennoch: Allein der finanzielle Schaden ist groß; die bisherigen Spenden, sagt Schnabel, können die laufenden Verluste nicht decken.

Wie hoch die Kosten für die Renovierung sein werden, ist für die Abtei bis zum Abschluss der Expertenuntersuchungen noch nicht abzuschätzen. "Sicher ist nur, dass es sich um einen siebenstelligen Eurobetrag handeln wird", so der Sprecher. Während man auf weitere Spenden hofft, ist der Einnahmeausfall im Klosterladen dramatischer. "In normalen Zeiten empfangen wir in Tabgha bis zu 5.000 Besucher täglich, seit zwei Wochen ist Tabgha für Besucher geschlossen", sagt Schnabel. "Tabgha ist unsere Lebensader." Auch die Dormitio, die Abtei in Jerusalem, finanziert sich zu einem großen Teil über Tabgha.

Die Brandschäden in Tabgha.
Journalisten interviewen eine Pater in Tabgha.
Die Schäden nach dem Brandanschlag in Tabgha im Juni 2015.
Galerie: 5 Bilder

Der Schlag trifft die Mönche besonders hart, weil 2015 bislang kein gutes Jahr für den Pilgertourismus war. "Im ersten Quartal sind unsere Umsätze um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen", sagt Schnabel. Die Gründe für das Ausbleiben der Pilger sind vielfältig: Eine angespannte Sicherheitslage in der Region, die Wirtschaftslage und die recht hohen Kosten für Pilgerreisen ins Heilige Land sowie allgemeine Tendenzen zu einem Israel-Boykott mögen eine Rolle spielen.

In Tabgha setzt man unterdessen auf Normalisierung. Der Gästebetrieb und die Arbeit in der Begegnungsstätte Beit Noah laufen weiter. In der kommenden Woche, hoffen die Benediktiner, kann auch die Kirche wieder für Besucher zugänglich gemacht werden - mit einem Behelfsklosterladen in einem Container. Damit hoffen sie auch wieder auf Einnahmen.

Wie erfolgreich die israelischen Ermittler bei der Aufklärung des Brandes sind, wird sich nach dem 21. Juli zeigen. Dass israelische Politiker den mutmaßlichen Anschlag verurteilten, fand jedenfalls nicht nur bei den Mönchen Anklang. Er sei dankbar für "die klaren Worte, die die israelische Staatsführung gefunden hat", schrieb der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, an Benediktinerabt Gregory Collins. Allerdings müssten "die Behörden diesen Worten Taten folgen lassen", so Marx. Er verlangte eine schnelle Aufklärung und die Bestrafung der Täter sowie einen besseren Schutz religiöser Einrichtungen vor Extremisten. Ähnlich äußerte sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Er versprach Abt Gregory, sich bei den zuständigen Behörden für rasche Ermittlungen einzusetzen.

Von Andrea Krogmann (KNA)