Vier berühmte Wallfahrtsorte und ihre Madonnen

Von der Erscheinung zur Verehrung – Wie sich Maria zeigt

Veröffentlicht am 13.10.2024 um 12:00 Uhr – Von Madeleine Spendier – Lesedauer: 

Bonn ‐ Weltweit gibt es rund 30 kirchlich anerkannte Orte von Marienerscheinungen. Lourdes, Fátima, Guadalupe und Medjugorje sind die bekanntesten davon. Doch wie unterscheidet man die dort verehrten Madonnen voneinander? Katholisch.de hilft dabei, typische Merkmale zu erkennen.

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Marienerscheinungen soll es schon in frühchristlicher Zeit gegeben haben. Doch nicht alle wurden kirchlich anerkannt. In Deutschland gibt es bislang keine kirchlich approbierten Marienerscheinungen. Weltweit gibt es rund 30 Orte, an denen die Marienerscheinungen kirchlich anerkannt wurden. Daneben ist es an einigen Pilgerstätten gestattet, die Gottesmutter öffentlich zu verehren. Lourdes, Fátima, Guadalupe und Medjugorje sind die bekanntesten Marienwallfahrtsorte. Dort haben sich besondere Darstellungen von Maria entwickelt. Katholisch.de hilft dabei, die vier Madonnen nach ihren typischen Merkmalen voneinander zu unterscheiden und ihre Gemeinsamkeiten herauszufinden.

Statue der Madonna von Fatima
Bild: ©KNA

Eine Statue der Madonna von Fatimá. Sie trägt eine Krone auf dem Kopf und legt ihre Hände zum Gebet aneinander.

Die Madonna von Fátima – mit Rosenkranz und Krone

Der Wallfahrtsort Fatimá liegt in Portugal. Dort soll im Jahr 1917 die Mutter Gottes drei Hirtenkindern mehrfach erschienen sein. Sie beschrieben die Frau, die sie ihren Visionen sahen und hörten, als sehr jung, schön, dunkelhaarig und weiß gekleidet. Genauso wird die Madonna von Fatimá bis heute bildlich dargestellt, auch wenn sie mit der Zeit an klassische Marienbilder angeglichen worden ist: Sie ist eine junge Frau mit braunen Haaren, ihr Körper ist mit einem weißen Umhang bodenlang umhüllt, auch die Haare sind fast komplett verdeckt. Auf dem Kopf trägt diese Marienfigur eine goldene Krone mit einem Kreuz darauf. Weil die Madonna von Fatimá die drei Hirtenkinder in ihren Visionen darum gebeten haben soll, täglich den Rosenkranz zu beten, hält diese Marienfigur meist einen goldenen oder schwarzen Rosenkranz in den Händen oder hat ihn um ihre Arme gelegt. Sie soll sich den Seherkindern selbst als "Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz" vorgestellt haben.

In ihrer bildlichen Darstellung hat diese Madonna ihre Hände zum Gebet aneinandergelegt; nah an ihrem Körper, am Herzen, das in manchen Abbildungen offen gezeigt wird. Auffallend ist, dass das Jesuskind in den Mariendarstellungen meistens fehlt. Gezeigt wird Maria, die Jungfrau, und nicht Maria, die Mutter. Ihren Kopf hat sie in den Abbildungen meist zur Seite geneigt, was als Geste der Demut oder der besonderen Andacht gedeutet werden kann. Die Figur ist auf einer weißen Wolke oder einem Sockel platziert, manchmal sind dort auch die drei Hirtenkinder in Gebetshaltung abgebildet. Ein Gebet, das den Kindern von Fatimá durch die Muttergottes mitgeteilt worden sein soll, lautet in deutscher Übertragung so: "Mein Gott, ich glaube an dich, ich bete dich an, ich hoffe auf dich und ich liebe dich. Ich bitte dich um Verzeihung für jene, die an dich nicht glauben, dich nicht anbeten, auf dich nicht hoffen und dich nicht lieben."

Die Madonnenfigur in der Lourdesgrotte.
Bild: ©Fotolia.com/wajan

Die Madonnenfigur in der Lourdesgrotte von Massabielle in Südfrankreich.

Die Madonna von Lourdes - in einer Grotte, weiß gekleidet mit blauem Gürtel

Diese Madonna ist leicht von den anderen Marienbildern zu unterscheiden, ist sie doch meist in oder an einer Grotte abgebildet. In einer Felsenhöhle in den Pyrenäen soll die Gottesmutter Maria im Jahr 1858 einer jungen Frau, Bernadette von Soubirous, die inzwischen heiliggesprochen wurde, erschienen sein. Die Grotte liegt auf einem Hügel in Massabielle bei Lourdes in Südfrankreich und hat sogar eine eigene Quelle, die als besondere Heilquelle verehrt wird. Später wurden in der Volksfrömmigkeit solche "Lourdes-Grotten" nachgebaut und in Kirchen, Klöstern oder Fluren zur Verehrung Mariens aufgestellt. Die Madonna aus Lourdes ist meist in einem einfachen, weißen Kleid abgebildet und trägt darüber einen schlichten, bodenlangen weißen Mantel. Um ihr Kleid hat sie ein blaues Band oder einen blauen Gürtel gebunden. Dieser soll auf ihre Schwangerschaft mit Jesus hinweisen. Oft ist diese Marienfigur mit einem Rosenkranz dargestellt. Der Sockel, auf dem sie steht, ist mit Rosen verziert. Die Rose ist ein christlich gedeutetes Symbol für Maria. Auch die Madonna von Lourdes wird als junge, dunkelhaarige Frau dargestellt. Ihre Hände sind zum Gebet gefaltet. Auf dem Kopf trägt diese Maria einen Schein oder einen Kranz aus zwölf Sternen. Manchmal wird sie auch mit einer Krone abgebildet. In ihren Visionen stellte sich diese Madonna aus Lourdes dem Seherkind als "Unbefleckte Empfängnis" vor.

Bis zu einer Million Pilger besuchen jährlich den Wallfahrtsort Medjugorje.
Bild: ©KNA

Bis zu einer Million Pilger besuchen jährlich den Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien und Herzegowina.

Die Madonna von Medjugorje – mit Hand am Herzen

Medjugorje liegt in Bosnien und Herzegowina. Erst kürzlich hat der Vatikan eine Entscheidung getroffen und nach jahrelanger Debatte um die Anerkennung des Wallfahrtsortes, eine öffentliche Verehrung – mit einigen Vorbehalten – erlaubt. Auf einem Hügel in der Nähe von Medjugorje soll Maria 1981 Jugendlichen in regelmäßigen Visionen erschienen sein. Bis heute sollen diese Marienerscheinungen andauern. 

Die von vielen Pilgern verehrte Marienfigur aus Bosnien und Herzegowina ist leicht von den anderen durch ihre besondere Handhaltung zu unterscheiden. Eine Hand, meist die rechte, hält Maria nahe an ihrem Körper am Herzen. Die andere Hand ist nach vorne oder zur Seite hin geöffnet. Vielleicht soll diese Geste der Mutter Maria auf ihren Sohn, den Gottessohn, hinweisen. In der Marienforschung wird Maria auch als "mediatrix" bezeichnet, als Vermittlerin zwischen den Menschen und Gott. Die Medjugorje-Marienfigur wird meist mit einem Schein über den Kopf abgebildet. Auch sie neigt den Kopf zur Seite. Manchmal hält sie eine kleine Miniaturkirche in der Hand, denn auch sie hat die vermeintlichen Seher damit beauftragt, eine Kirche für sie erbauen zu lassen. Gekleidet ist die als junge Frau dargestellte Maria meist in Weiß oder Blau. In manchen Abbildungen trägt sie auch ein rosafarbenes Kleid. Weil einer der jugendlichen Seherinnen damals, kurz vor ihrer ersten Marienerscheinung, ihre eigene Mutter verlor, könnte dies ein Grund dafür sein, dass das Aussehen der Medjugorje-Madonna authentisch mütterlich wirkt. Auch wenn sie meist ohne ihr Kind Jesu gezeigt wird, wird diese Maria als "Mutter des Friedens" verehrt.

Ölbild der "Jungfrau von Guadalupe"
Bild: ©Joaquín Otero Ubeda, Museo de América, Madrid

Ein Bild der "Jungfrau von Guadalupe". Im 16. Jahrhundert soll einem Indigenen diese Muttergottes mit Strahlenkranz erschienen sein.

Die Madonna von Guadalupe – die dunkelhäutige Maria

Maria soll 1531 in Mexiko, im dortigen Stadtviertel Guadalupe, einem 57-jährigen Indigenen erschienen sein. Die Kirche, die auf ihren Wunsch hin erbaut wurde, befindet sich heute auf dem Berg Tepeyac nahe der Stadt. Sie ist "Unserer Lieben Frau von Guadalupe" geweiht. Das Gnadenbild in Guadalupe stellt Maria als junge Frau in einem roten oder rosafarbenen Kleid dar, umhüllt von einem blaugrünen, mit Sternen geschmückten Mantel. Meist ist diese Madonnenfigur von einem Strahlenkranz umgeben. Die Marienfigur aus Guadalupe ist dunkelhäutig, jung und hat dunkle Haare. In der Mitte des Kleides trägt sie ein blaues Band, das ihre Schwangerschaft mit Jesus andeuten könnte. Am Saum ihres Kleides wird meist ein Engel abgebildet. Auf manchen Darstellungen steht sie auf einer Mondsichel und ist von einem Strahlenkranz umgeben. Daher erinnert sie an den Marientypus der Mondsichelmadonna oder Strahlenkranzmadonna, der wiederum Bezug auf die apokalyptische Frau in der Offenbarung des Johannes aus der Bibel nimmt. Heute wird die dunkelhäutige Madonna von Guadalupe besonders in Mexiko und bei den Indigenen Amerikas als Schutzpatronin verehrt.

Von Madeleine Spendier