Das darf der Mensch nicht trennen
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"Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen." Eine eindeutige Aussage von Jesus. Ein göttliches Gebot, wie die Theologie sagt. Klare Worte, die im Kontext der Frage eindeutig sagen: Scheidung geht nicht. Oder?
Die Situation in der Jesus diese Worte anwendet, schildert der Evangelist genau: Die Schriftgelehrten wollen Jesus versuchen. Es ist eine Prüfung, bei der er einmal mehr als Sieger hervorgeht. Denn er sagt nie, dass das Gesetz des Mose zum Recht auf Scheidung aufgehoben sei. Er erklärt aber: "Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben." So besteht er den "Test" der Schriftgelehrten und zeigt gleichzeitig: Die Ehescheidung ist nicht der Optimalzustand. Das denkt wohl auch heute niemand beim Ja-Wort am Altar.
Und dann sagt Jesus diesen scheinbar so eindeutigen Satz. Aber was hat Gott denn hier eigentlich verbunden? Der Mann wird seine Eltern verlassen "und die zwei werden ein Fleisch sein", zitiert Jesus den Schöpfungsbericht. Was er hier zitiert, ist eine Aussage, die im Kontext der zweiten Schöpfungsgeschichte noch vor dem Sündenfall geschildert wird. Ein paradiesischer Urzustand. Oder wie man die Stelle auch auslegen kann: Die Erzählung vom Erwachsen- und Individuumwerden des Menschen.
Und gerade weil der Mensch immer auch Individuum ist, klappt es auch in der glücklichsten Ehe nicht, völlig eine Einheit zu sein. Und das muss es auch nicht. Jesus ist kein Fundamentalist, er liest die Schrift mit der Realität der Menschen vor ihm im Blick.
Was hat Gott also verbunden? Eine ganz bestimmte Ehe? Die Ehe als solche? Oder die Menschen untereinander? Wie Fortpflanzung funktioniert, brauchen die theologischen Schulen des 1. Jahrtausends vor Christus wohl kaum festzuhalten. Aber eine Sache muss man Menschen immer und immer wieder aufschreiben und erzählen: Der Mensch ist auf Beziehung, auf Miteinander, auf Liebe ausgelegt. Und das muss immer und immer wieder aufgeschrieben werden, weil Menschen seit Anbeginn ihres Daseins daran scheitern.
Jesus, der immer den konkreten Menschen im Blick hat, betont auf die Frage der Schriftgelehrten die Dramatik einer gescheiterten Ehe. Es ist keine Vertragsangelegenheit. Die Ehe wird gebrochen. Jesus sieht das Leid der Menschen, deren Ehe da gerade zerbricht. Und er scheitert als Gottessohn nicht an Hartherzigkeit. Er wendet sich den Menschen zu, in Liebe.
Aus dem Evangelium nach Markus (Mk 10,2–16)
In jener Zeit kamen Pharisäer zu Jesus und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen? Damit wollten sie ihn versuchen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat gestattet, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen.
Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.
Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.
Die Autorin
Carina Adams ist studierte Theologin und Redakteurin bei katholisch.de.
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