Keine Ausreise der Mönche aus Israel trotz Aufforderung der Bundesregierung

Abt Schnabel: Jüdische Extremisten für uns gefährlicher als Raketen

Veröffentlicht am 10.10.2024 um 13:06 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Seit mehr als einem Jahr ist Krieg der Alltag in Israel. Der Abt der Jerusalemer Dormitio, Nikodemus Schnabel, sorgt sich jedoch weniger um Raketenangriffe als um handfesten Christenhass in Jerusalem. Verlassen werden die Mönche das Land nicht.

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Der Jerusalemer Benediktinerabt Nikodemus Schnabel sieht in jüdischen Extremisten die größte Gefahr für Christen in Israel. "Es gibt Videos von Leuten, die in unserer Kirche sind, und sagen, dass sie das alles zerstören wollen. Das ist viel bedrohlicher für uns als die Raketen", sagte Schnabel dem schweizerischen Portal kath.ch (Donnerstag). Es gebe Menschen in Israel, die Christen "hassen und diesen Hass konkret formulieren".

Schnabel nannte eine "kleine Gruppe jüdischer Extremisten", die gezielt Übergriffe auf Christen in Jerusalem verübten. Diese Attacken hätten seit dem Amtsantritt der derzeitigen israelischen Regierung und seit Itamar Ben-Gvir Minister für nationale Sicherheit ist, also seit Dezember 2022, zugenommen, so Schnabel. Trotz allem gebe es aber auch "sehr viele wunderbare einheimische Jüdinnen und Juden", die freundschaftlich an der Seite der Christen stünden.

Mönche bleiben – Studienjahr nicht

Die Mönche der Dormitio blieben trotz der kriegerischen Handlungen in Israel in Jerusalem. "Jeder einzelne meiner Mitbrüder hat für sich entschieden, dass er bleiben will – obschon uns Deutschland immer wieder zur Ausreise auffordert", erklärte Schnabel. Er und seine Klostergemeinschaft versuchten "Hoffnungsinseln in einem Ozean von Leid" zu sein.

Anders sei es mit den Teilnehmern des theologischen Studienjahres in Jerusalem. Sie seien Anfang der Woche aus Jerusalem nach Rom evakuiert worden: "Die Bundesrepublik Deutschland hat das entschieden, weil es hier nicht mehr sicher sei, und die meisten unserer Studierenden sind Deutsche", so Schnabel. Diese Evakuierung treffe ihn hart, weil die Teilnehmenden des Studienjahres bewusst in Israel für die Situation beten wollten und das Land nun "schweren Herzens verlassen haben".

Schnabel kündigte zudem an, weiterhin den klösterlichen Alltag mit all seinen Angestellten beizubehalten. "Mein Hauptfokus liegt im Moment auf meinen Angestellten. Wenn ich diese Leute entlasse, mache ich sie zu Bettlern", so Schnabel. Dafür versuche er in Europa Spenden zu sammeln. (mal/KNA)