Was machen die da eigentlich?
Bestwig ist eine 12.000-Seelen-Gemeinde im Hochsauerlandkreis. Hier leben die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (SMMP), die jungen Frauen seit knapp vier Jahren anbieten, auf begrenzte Zeit mit ihnen zu beten und arbeiten. "Das ist schon ein spezielles Angebot", sagt Schwester Laetitia Müller katholisch.de. Kein Auftanken am Wochenende, sondern eine Option für die, die "auf der Suche" seien und sich auch dauerhaft ein Leben im Kloster vorstellen könnten. Wer das erste Mal Kontakt mit der Ordensfrau aufnimmt, kann zunächst für eine Woche mit der Gemeinschaft zusammenleben. Kennt man sich dann besser, sind auch längere Aufenthalte denkbar. Idealerweise sollten die Frauen zwischen 18 und 25 Jahre alt sein.
Der Tag beginnt für die "Schwestern auf Zeit" in der Regel um 6.15 Uhr mit dem Morgengebet und einer anschließenden Eucharistiefeier. Nach dem Frühstück geht es um 8 Uhr an die Arbeit. Während die "echten" Schwestern unter anderem in Kindergärten, Schulen oder der Gemeindepastoral tätig sind, hilft der potenzielle Nachwuchs vormittags im Kloster, im Sommer beispielsweise in der eigenen Gärtnerei. Der Nachmittag steht dagegen zur freien Verfügung – zumindest theoretisch. Genügend zu tun gibt es aber immer, da die jungen Frauen mit einer Handvoll Mitschwestern als Selbstversorger in einem kleinen Konvent leben. "Und da gehört das Einkaufen, Waschen, Putzen und Kochen nun einmal dazu", sagt Schwester Laetitia.
Feste Termine für Interessierte
Für die Interessentinnen gibt es zwei feste Termine, einen im Frühjahr und einen im Herbst, an denen das "Kloster auf Zeit" angeboten wird. "Damit man auch mit Gleichgesinnten zusammentreffen kann", so die Franziskanerin. Drei ehemalige Teilnehmerinnen sind bereits mehrfach wiedergekommen – und schließlich geblieben.
Ein ähnliches Angebot machen auch die Benediktiner der Abtei Münsterschwarzach, die wenige Kilometer östlich von Würzburg liegt. Auch hier steht die Frage im Zentrum: Könnte das Kloster eine Perspektive für mich sein? Anders als bei kurzen Auszeiten, die das Kloster auch anbietet und bei der die Besucher im Gästehaus leben, nehmen die Teilnehmer dieses Kurses am Alltag der Mönche teil. "Sie lernen, was es heißt, benediktinisch zu leben", sagt Pater Frank Möhler. Dazu gehört das gemeinsame Essen im Refektorium ebenso wie die Gebetszeiten mit den Mönchen im Chorgestühl.
Sieben dieser Kurse bieten die Benediktiner im Jahr an. Rund 70 bis 80 junge Männer zwischen 18 und 35 nehmen daran teil. Deren Motivation sei aber von Fall zu Fall unterschiedlich. "Es kommen Menschen, die in ihrem Leben nach Entschleunigung suchen und solche die sich fragen, ob es da noch etwas anderes gibt", sagt Pater Frank. Es kämen solche, die bereits sehr gläubig sind und ihren Glauben durch mönchisches Leben vertiefen wollen und solche, die mit Gott eigentlich kaum etwas zu tun hätten. "Die wollen dann mehr über den Glauben erfahren und wissen, wie wir Mönche leben."
Auch in Münsterschwarzach ist der Tagesablauf durch feste Gebets- und Essenszeiten strukturiert. Morgens wird zusätzlich gearbeitet – zum Beispiel in der "Benedict Press", der hauseigenen Druckerei. Die Nachmittage werden dagegen mit "monastischen Themen" gefüllt. "Dann sprechen wir über die Regeln des heiligen Benedikt, machen Wanderungen und ähnliches", sagt Pater Frank. Die Teilnahme an den "Kloster auf Zeit"-Kursen ist bei den Benediktinern Grundvoraussetzung, um dauerhaft in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Jährlich verzeichnet Münsterschwarzach im Schnitt zwei Neueintritte.
Etwas anders angelegt ist das Programm im Schweizer Benediktinerkloster Einsiedeln. "Es ist nicht unsere primäre Motivation, dass die jungen Leute für immer bleiben", sagt Pater Cyrill Bürgi, der hier für die sogenannten "Volontaire", die Freiwilligen, zuständig ist. Stattdessen wolle man den jungen Leuten in den Ferien eine sinnvolle Beschäftigung bieten. Auch in Einsiedeln wartet das volle geistliche Programm auf die jungen Männer: "Ora et labora" – beten und arbeiten. Die alten Fenster der Abtei müssen regelmäßig mit Ölfarbe gestrichen werden und auch in der Gärtnerei und den Werkstätten gibt es viel zu tun. "Es sind körperlich anstrengende Arbeiten", sagt der Benediktiner.
"Jungen Leute mit dem Glauben konfrontieren"
Doch wollen die Mönche aus Einsiedeln noch mehr. Und zwar "die jungen Leute einfach mit dem Glauben konfrontieren und sehen, was passiert", so Pater Cyrill. Denn es gebe auch heute noch genug junge Menschen, die sich religiös fühlten. Doch würden die sich häufig nicht trauen, in ihrem normalen Umfeld darüber zu sprechen. Deshalb spielt die "Lectio Divina", eine meditative Lesung der Heiligen Schrift, hier eine große Rolle. "Denn die Leute sind es nicht mehr gewohnt, über die Bibel zu sprechen", sagt der Mönch.
Wer am Programm in Einsiedeln teilnehmen will, muss mindestens 14 Tage Zeit mitbringen und ein Vorgespräch mit dem Benediktiner führen. "Damit sie wissen, was sie bei uns im Kloster erwartet", sagt der. Aus Erfahrung weiß Pater Cyrill aber, dass die meisten Teilnehmer offen und ohne allzu große Erwartungen kommen. Bestenfalls seien sie neugierig darauf, was ein Mönch den ganzen Tag lang macht. In Einsiedeln bekommen sie die Antwort.