"Eine sehr gute Sache"
Bereits seit längerer Zeit wird spekuliert, dass Franziskus bald zum ersten Mal nach Deutschland kommen könnte. Immerhin liegen ihm neben der Einladung der Kanzlerin, die sie am 21. Februar bei ihrem Besuch im Vatikan überbracht hatte, auch entsprechende Offerten der Deutschen Bischofskonferenz und des Bundespräsidenten Joachim Gauck vor.
Seit den vier Worten von Papst Franziskus am Sonntag wird nun noch mehr als zuvor darüber gerätselt, wann genau der Pontifex Deutschland besuchen könnte und welche Bistümer und Städte auf den päpstlichen Gast hoffen dürfen - wobei das "wann" des Besuchs schwieriger zu klären seien dürfte als das "wo".
Papst-Kalender für 2015 bereits ausgebucht
Klar ist: Franziskus wird nicht mehr in diesem Jahr nach Deutschland kommen. Der päpstliche Terminkalender ist für 2015 bereits durchgeplant. Unter anderem steht im September eine zehntägige Reise nach Kuba und in die USA auf dem Programm, anschließend bindet die mit Spannung erwartete Familiensynode den Papst fast den gesamten Oktober im Vatikan. Als letzte Reise von Franziskus in diesem Jahr ist derzeit für den 10. November ein Pastoralbesuch in den italienischen Städten Prato und Florenz vorgesehen.
Möglich wäre ein Deutschland-Besuch deshalb frühestens im kommenden Jahr. Für 2016 spricht zudem, dass ein Papstbesuch 2017 wegen der dann anstehenden Gedenkfeiern zum 500. Jahrestag der Reformation eher unwahrscheinlich ist. Erst Ende Juni hatten sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, skeptisch zu einer Teilnahme des Papstes am Reformationsgedenken in Deutschland geäußert. "Wir wollen einen möglichen Papstbesuch nicht an diesen Anlass binden", sagte Marx.
Insofern könnte es bei den Planungen für einen Deutschland-Besuch des Papstes tatsächlich auf das Jahr 2016 hinauslaufen - zumal, wenn entsprechende Vorbereitungen nach Franziskus' Worten vom Sonntag nun starten sollten. Allerdings: Bei der Bischofskonferenz ist bislang noch kein entsprechender Auftrag aus dem Vatikan eingegangen; konkrete Pläne für einen Besuch des Papstes in der Bundesrepublik gebe es derzeit nicht, betont das Sekretariat der Konferenz.
Sollte der Papst dennoch bald nach Deutschland kommen, stellt sich die Frage, welche Orte er bei seiner Visite in der Bundesrepublik besuchen könnte. Da Bundespräsident Gauck das Kirchenoberhaupt offiziell zu einem Staatsbesuch eingeladen hat, erscheint ein Besuch in Berlin wahrscheinlich. Spekuliert wurde zuletzt auch darüber, dass Franziskus seine Teilnahme am Weltjugendtag im polnischen Krakau (26. bis 31. Juli 2016) mit einem Besuch in Deutschland verbinden könnte. Wäre dies der Fall, könnte sich aufgrund der geografischen Nähe wohl ein ostdeutsches Bistum Hoffnungen auf den prominenten Besucher aus dem Vatikan machen.
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Das wäre auch insofern konsequent, als sich die bisherigen Papstbesuche in Deutschland neben Berlin fast ausschließlich auf West- und Süddeutschland konzentriert haben (siehe Karte). Am häufigsten waren in der jüngeren Vergangenheit Köln und München Ziel päpstlicher Besuche; dreimal konnten beide Städte seit 1980 einen Papst als Gast begrüßen.
Bislang zehn Päpste in Deutschland zu Gast
Sollte sich Franziskus auf den kurzen Weg über die Alpen begeben, wäre er der elfte Papst, der Deutschland besucht. Den Anfang machte im Jahr 799 Leo III. (795-816), der in Paderborn mit Karl dem Großen zusammentraf. Am häufigsten waren Leo IX. (1049-1054), Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) zu Gast. Sie alle kamen jeweils dreimal nach Deutschland - Benedikt XVI. zuletzt im September 2011, als er Berlin, Erfurt und Freiburg besuchte.
"Eine sehr gute Sache" - keine Frage: Papst Franziskus' Worte wecken Hoffnungen. Ob sie schon im kommenden Jahr erfüllt werden, bleibt allerdings abzuwarten.