Fehlendes Militär ermöglicht Vermittlerrolle des Vatikan

Vatikanischer Außenminister erklärt Diplomatie des Heiligen Stuhls

Veröffentlicht am 12.11.2024 um 19:15 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Lublin ‐ Mit Helm und Hellebarde bewachen die Schweizergardisten den Petersdom. Eine militärische Macht stellen die farbenfroh Uniformierten jedoch nicht dar – diplomatisch gesehen ein Vorteil für den Kirchenstaat.

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Der vatikanische Außenminister Paul Richard Gallagher hat Einblicke in die Diplomatie des Heiligen Stuhls gegeben. Die Tatsache, dass der Vatikan ohne eigene militärische Macht agiere, ermögliche ihm eine einzigartige Rolle als unparteiischer Vermittler, sagte der Erzbischof am Dienstag im polnischen Lublin, wie das Portal "Vatikan News" berichtet. Die vatikanische Außenpolitik stütze sich ausdrücklich auf moralische und ethische Werte und ziele auf die Förderung von Frieden und internationaler Stabilität, betonte Gallagher, einer der hochrangigsten Unterhändler des Papstes.

Ein zentrales Anliegen der päpstlichen Diplomatie sei das Eintreten für die Opfer von Konflikten weltweit, so der Erzbischof in einem Vortrag an der Katholischen Universität Johannes Paul II. So beteilige sich der Heilige Stuhl aktiv an humanitären Bemühungen, sei es durch Unterstützung der sozialen Wiederherstellung in Krisengebieten oder durch Bemühungen zur Familienzusammenführung von Minderjährigen und den Austausch von Kriegsgefangenen zwischen Konfliktparteien. Gallagher verwies auf die andauernden Initiativen des Vatikans im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, wo der Apostolische Stuhl sich für die Freilassung von Gefangenen und die Rückführung sterblicher Überreste von getöteten Soldaten einsetzt.

Ein weiteres bedeutendes Element der vatikanischen Außenpolitik sei der Einsatz für Abrüstung und die Ächtung von Massenvernichtungswaffen, hob Gallagher hervor. Papst Franziskus habe in der Vergangenheit wiederholt die immensen Militärausgaben vieler Staaten und die Unmoral von nuklearen und konventionellen Waffen angeprangert. Stattdessen schlage der Papst einen internationalen Fonds für Frieden, Ernährungssicherheit und Entwicklung vor, um die Ressourcen für den Bau einer gerechteren und friedlicheren Welt einzusetzen, so der vatikanische Außenminister. (KNA)