"Unser Weg liegt in Gottes Hand"
Wie viele Menschen tatsächlich ihre Liebe im Internet finden, ist unklar. Die Zahlen wechseln von Studie zu Studie, mal sind es 2 Prozent, mal 10 und mal sogar mehr als 30. Manuel und Elke Pereyra, die sich beim christlichen Singleportal "Himmlisch plaudern" trafen, gehören zu den Glücklichen. "Wir haben uns im Oktober 2013 kennengelernt", erzählt Elke, die heute mit ihrem peruanischen Mann in Sankt Gallen in der Schweiz lebt. "Ich habe damals als Missionarin in Barcelona gearbeitet und war schon lange auf der Suche nach einem Mann, der meinen Glauben teilt."
Warum sie sich virtuell auf die Suche begeben hat? "Es ist nicht einfach, wenn man schon jenseits der Vierzig ist. Da gibt es nicht mehr viele Kandidaten, erst recht wenn man einen Menschen finden will, dem der Glaube wirklich etwas bedeutet", sagt sie. "Solche Männer trifft man nicht unbedingt in der Disco, mal davon abgesehen, dass es auch nicht meine Sache war, abends durch die Clubs zu ziehen." Christliche Singlebörsen erschienen der Theologin als gute Möglichkeit auf Gleichgesinnte zu treffen.
Nicht nur gute Erfahrungen
Nicht immer waren ihre Erfahrungen gut. "Ich habe festgestellt, dass Männer im meinem Alter oder älter häufig nach jungen Frauen unter dreißig suchen", erzählt sie. Und selbst wenn das erste Kennenlernen im Chat erfolgsversprechend war, blieben nach einer Weile die Antworten aus. "So nach dem Motto: Wenn ich mich nicht mehr melde, wird sie es sich schon selbst zusammenreimen, dass es nichts wird."
Ganz anders lief es dann mit Manuel. "Ich habe seit meiner Scheidung nach einer Frau gesucht, für die Jesus in ihrem Leben genauso lebendig ist, wie für mich und bin bei 'Himmlisch Plaudern' auf Elkes Profil gestoßen", erzählt der 51-Jährige. Er schreibt sie an, sie antwortet kurz und verschwindet dann wieder von der Bildfläche. "Ich war einfach nicht so begeistert am Anfang", gesteht sie. "Er lebte in der Schweiz und ich konnte mir nicht vorstellen, dorthin zu ziehen. Und dann besuchte ich meine Mutter zu ihrem Geburtstag und war eine Zeitlang nicht mehr online."
Was sie schließlich doch dazu bewegt, sich näher mit Manuel zu beschäftigen, sind seine südamerikanischen Wurzeln. "Ich habe selbst zwei Jahre dort gelebt und die Menschen und ihre Kultur immer geliebt. Das Manuel diesen Hintergrund hat, hat mich doch irgendwie gereizt." Die beiden beginnen sich zu schreiben und kurz darauf zu skypen. "Und dann hat er mich nach einer Woche gefragt, ob ich ihn heiraten will. Da war ich erstmal geschockt", erinnert sich Elke lachend.
"Ich hatte eine Liste gemacht, was ich mir von einer Frau wünsche und in unseren Gesprächen war schnell klar, dass sie all diese Dinge erfüllt", erklärt Manuel. "Eine Liste hatte ich auch", schmunzelt Elke, "sie war sehr lang und so unrealistisch wie sie nur sein konnte, nachdem ich über zwanzig Jahre alleine gelebt hatte." Belesen sollte ihr Traumprinz sein, intellektuell und extrovertiert. "Ich habe schnell gemerkt, wie idealistisch das war."
Auch wenn sie sich von dem schnellen Heiratsantrag unter Druck gesetzt fühlt, entscheidet sie sich schließlich, Manuel zu treffen, denn "eigentlich haben wir uns schon beim Skypen ineinander verliebt." Über Weihnachten fliegt er zu ihr nach Barcelona. "Ich habe mir vorher viele Gedanken gemacht, denn der Besuch sollte eine Woche dauern", erzählt Elke. "Das ist eine lange Zeit. Was wäre gewesen, wenn es von Anfang an nicht geklappt hätte?" Zur Sicherheit quartiert sie Manuel bei Freunden ein und lässt sich zusätzlich eine Referenz seines Hausbibelkreises in Sankt Gallen schicken. "Ich musste ja sichergehen, dass er der ist, der er vorgibt zu sein."
Manuel macht sich naturgemäß weniger Sorgen um seine Sicherheit. Seine erwachsene Tochter aber schon: "Ich hatte Angst, als er nach Barcelona flog. Man hört doch so einiges über Internet-Dating", gesteht sie später. Aber alles geht gut. Nach der ersten Befangenheit am Flughafen - "Manuel kam mir viel ernster vor als bei Skype" - gewöhnen sich die beiden schnell aneinander und verbringen eine schöne gemeinsame Woche. Elke stellt Manuel einem guten Freund vor: "Das war mir sehr wichtig und das würde ich auch jedem raten bei Internet-Bekanntschaften: Hört auch an, was Freunde sagen, die es gut mit Euch meinen."
"Himmlisch plaudern"
"Himmlisch plaudern" ist nach eigenen Angaben die größte christliche Singlebörse im deutschen Sprachraum. Sie richtet sich an alleinstehende Christen aller Konfessionen, die Kontakte oder eine dauerhafte Beziehung auf Grundlage des christlichen Glaubens suchen. Die Plattform hat mittlerweile mehr als 24.000 Mitglieder zwischen 14 und 70 Jahren, die im Chat christliche Freunde oder den Partner fürs Leben finden. "Mehr als 1.100 Rückmeldungen berichten von der erfolgreichen Partnersuche mit dieser Singlebörse", so das Portal.Die Freunde sind angetan und Elkes Traumprinzliste verschwindet vollends in der Schublade. Sie besucht Manuel in Sankt Gallen, lernt seine beiden Kinder kennen und erlebt, wie er mit ihnen umgeht, wie er mit seiner Mutter spricht und über seine Exfrau. "Es war mir wichtig, ihn im Kreise seiner Familie zu erleben und zu wissen, dass er seine Scheidung auch wirklich verarbeitet hat", sagt die studierte Lebensberaterin. Manuel verfolgt unterdessen seine Mission: "Es war meine Aufgabe, ihre Zweifel zu zerstreuen und ihre Liebe zu gewinnen. Deshalb habe ich um sie geworben", sagt er und entspricht damit dem südamerikanischen Männerbild.
"Ich habe es noch keinen Tag bereut"
Für Elke ist es sehr wichtig zu erleben, wie sicher Manuel sich ist. "Wenn auch er es zwischendurch in Frage gestellt hätte, wäre es für mich wesentlich schwieriger gewesen." Aber Manuel hat keine Zweifel: "Ich hatte gleich gesehen, was für eine tolle, liebe Frau sie ist. Und ich wusste, dass wir gemeinsam unseren Glauben leben können." Vier Monate nach dem ersten Treffen zieht Elke von Barcelona nach Sankt Gallen, wo Manuel Teamleiter in einer Abbruchfirma ist. "Ich musste mich beruflich neu orientieren und deshalb war es einfacher so."
"Da ich aus meinem Glauben heraus nicht ohne Trauschein mit ihm zusammenleben wollte, haben wir am 25. April 2014 geheiratet", erzählt Elke, die heute als diakonische Mitarbeiterin in Sankt Gallen arbeitet. Das Zusammenleben ist sehr harmonisch, auch wenn Manuel, der früher beim peruanischen Militär war, der Preuße in der interkulturellen Beziehung ist. "Er ist der Pünktliche und Ordentliche, ich die Offene und Spontane", erzählt Elke lachend. Das gemeinsame Beten und Bibellesen gehört genauso fest zu ihrem Alltag, wie das Tanzen und das Treffen mit Freunden. "Es ging alles rasend schnell, aber ich habe es bis heute noch keinen Tag bereut", sagt Elke und Manuel ergänzt: "Ich bin sicher, unser Weg liegt in Gottes Hand."