Louisa Pötter über das Sonntagsevangelium

Ein Versprechen, das Hoffnung schenkt

Veröffentlicht am 16.11.2024 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
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Wallenhorst ‐ Das Sonntagsevangelium klingt finster, bedrückend und allzu bekannt. Inmitten der Dunkelheit aber verheißt Jesus uns seine unverbrüchliche Gegenwart, entdeckt Gemeindereferentin Louisa Pötter. Für sie geht mit diesem Trost auch ein Auftrag einher.

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Ziemlich finster, wie der heute Evangeliumstext beginnt, oder? Das war jedenfalls einer meiner ersten Gedanken, als ich ihn gelesen habe. Das heutige Evangelium führt uns in die sogenannten "Endzeitreden" Jesu. Worte, die uns warnen und aufrütteln sollen, wenn er von einer Welt spricht, in der "die Sonne sich verfinstern und der Mond nicht mehr scheinen" wird.

Und ganz ehrlich: Diese düsteren Bilder kommen uns derzeit vermutlich allen bekannt vor. Mir jedenfalls, wenn ich an die Welt denke, in der wir gerade leben. Die Nachrichten berichten täglich von Krisen und Konflikten: Politische Instabilitäten erschüttern die Welt, Kriege treiben Millionen Menschen in die Flucht und soziale Spannungen nehmen zu. Inmitten all dessen frage ich mich oft: Was bringt die Zukunft? Wo finde ich heute noch Hoffnung und Orientierung?

Auf den ersten Blick klingen die Endzeitreden auch eher hoffnungslos und beängstigend. Doch bei genauerem Hinsehen verbirgt sich dahinter für mich eine tiefere Botschaft. Jesus beschreibt zwar erschütternde Szenen, doch genau dort kündigt er seine Nähe und Rückkehr an. Inmitten all der Dunkelheit, der Unsicherheiten und der Angst verheißt Jesus seine Nähe. Er verspricht, dass ich nicht allein bin, auch wenn vieles oder sogar vielleicht alles um mich herum unsicher erscheint.

Dann greift Jesus das Bild des Feigenbaums auf – eines Baums, der im Frühling mit neuen Blättern den Sommer ankündigt. So wie der Baum wieder zum Leben erwacht, gibt es auch in unserer Welt, wenn auch manchmal leise und unscheinbar, Zeichen für Gottes Gegenwart und Hoffnung. Menschen, die einander unterstützen, sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen oder für den Schutz der Schöpfung starkmachen, sind wie die ersten Blätter am Baum: Hinweise darauf, dass Veränderung möglich ist und Hoffnung wächst.

Doch eine wichtige Frage bleibt offen: Jesus betont, dass niemand den Tag und die Stunde kennt, nur Gott der Vater. Also doch wieder ein Dämpfer? Nein! Ich verstehe es vielmehr als eine Aufforderung zur Geduld und Wachsamkeit. Ich muss nicht den genauen Zeitpunkt wissen, entscheidend ist, trotz aller Unsicherheiten im Hier und Jetzt aktiv zu sein und meinen Teil beizutragen.

Ich werde durch das heutige Evangelium aufgefordert, auf die Zeichen der Zeit zu achten und mich dabei nicht von Angst und Unsicherheit beherrschen zu lassen. Es ermutigt mich, auf das zu setzen, was Bestand hat: Gottes Zusage, dass er bei mir ist und er mich auch durch schwierige Zeiten hindurchbegleitet.

Und in dieser Hoffnung sehe ich einen Auftrag - für mich und vielleicht auch für dich: auf die Welt zu schauen und durch mein eigenes Handeln und meine Entscheidungen dazu beizutragen, Gottes Liebe und Hoffnung in die Welt zu tragen.

Evangelium nach Markus (Mk 13,24–32)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.

Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.

Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist.

Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.

Die Autorin

Louisa Pötter ist Gemeindereferentin und arbeitet in der Pfarreiengemeinschaft Wallenhorst im Bistum Osnabrück. Dort ist sie unter anderem für die Firm- und Erstkommunionvorbereitung zuständig.

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