Katholische Jugendverbände enttäuscht von Weltklimakonferenz
Die Delegation der katholischen Jugendverbände zieht ein ernüchtertes Fazit der Weltklimakonferenz, die am Sonntag zu Ende gegangen ist. Für die Vulnerabelsten und am stärksten Betroffenen sei das Ergebnis viel zu wenig, sagte Delegationsleiter Fidelis Stehle gegenüber katholisch.de. Der weltweite Dachverband katholischer Jugendverbände Fimcap war mit einer Delegation mit Jugendverbandsmitgliedern aus Afrika, Asien und Europa bei der Konferenz in Baku (Aserbaidschan) vertreten. Die vereinbarten 300 Milliarden US-Dollar für die Klimafinanzierung seien nach wissenschaftlicher Einschätzung zu wenig und stellten eher einen Inflationsausgleich dar. "Es bedeutet einen weiteren Schritt weg vom Pariser 1,5-Grad-Limit und damit mehr menschliches Leid und mehr Klimatote", so Stehle weiter.
An vielen Stellen fehle es an einem klaren Bekenntnis zu Menschenrechten, Emissionsminderungen und zur Entschädigung für Schäden und Verluste durch die Klimakrise. "Zudem ist der Beschluss ein fatales Signal an junge Menschen, die für Solidarität, Klimagerechtigkeit und ihre Zukunft kämpfen", sagte der 24-jährige Stehle: "Als junger Katholik ist es erschütternd zu sehen, wie die betroffenen Menschen und die Schöpfung hier im Stich gelassen werden, auch durch geopolitische Spielchen und die mangelnde Verantwortung von reichen Staaten wie Deutschland, die ihrer Klimaschuld nicht wirklich nachkommen."
Nächste Weltklimakonferenz zum Zehnjährigen von "Laudato si"
Mit Blick auf die nächste Weltklimakonferenz in Brasilien im kommenden Jahr hofft Stehle darauf, dass die multilaterale Gemeinschaft im Jahr des zehnjährigen Jubiläums der Umwelt-Enzyklika "Laudato Si" die notwendige Transformation einleitet, um den Planeten und die Menschen vor der Klimakatastrophe zu schützen. "Hier kann Papst Franziskus aus Argentinien mit seiner klaren Haltung für Klimaschutz, Menschlichkeit und Solidarität weiterhin eine wichtige Rolle als Brückenbauer und Mahner spielen. Insbesondere die Themen Schuldenerlass und Superreichensteuer wären hier 2025 besonders wichtig", so Stehle.
Am Sonntag ist die 29. Weltklimakonferenz in Baku zu Ende gegangen. Die Industriestaaten haben sich darauf verständigt, ihre jährlichen Klimahilfen für arme Länder auf 300 Milliarden US-Dollar zu verdreifachen. Keine konkreten Fortschritte gab es bei der CO2-Reduzierung. (fxn)
Die Ergebnisse der Weltklimakonferenz auf einen Blick
Ein Scheitern der Weltklimakonferenz von Baku ist knapp verhindert worden. Die mehr als 190 Teilnehmerstaaten einigten sich auf verschiedene Ziele zur Bekämpfung des Klimawandels. Ein Überblick der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Klimafinanzierung
- Bis 2035 sollen die Industrieländer ihre jährlichen Zahlungen an Entwicklungsländer von derzeit 100 Milliarden auf 300 Milliarden US-Dollar erhöhen. Die von Experten bezifferte notwendige Summe von 1,3 Billionen US-Dollar wird zwar als Ziel genannt; unklar bleibt allerdings die Finanzierung. Die Entwicklungsländer hatten als Mindestziel bis 2030 eine Erhöhung der Zahlungen der Industriestaaten auf 500 Milliarden Dollar jährlich gefordert.
- Nächstes Jahr soll auf der COP30 in Brasilien beraten werden, wie die Lücke zu 1,3 Billionen geschlossen werden kann. In der sogenannten "Baku to Belem Roadmap" sollen die Fortschritte bei der Aufstockung der Klimafinanzierung genau erfasst werden. Zwischenberichte sind für die Jahre 2026 und 2027 vorgesehen.
- Entwicklungsländer werden angeregt, im Rahmen einer "Süd-Süd-Kooperation" auf freiwilliger Basis zur Klimafinanzierung beizusteuern. Angesprochen werden damit insbesondere Schwellenländer wie China und die reichen Ölstaaten, die formell noch als Entwicklungsländer gelten.
- Die multilateralen Entwicklungsbanken sollen deutlich mehr Kredite vergeben, beziehungsweise armen Staaten Schulden erlassen. Über das öffentliche Geld und das der Banken sollen mit Hebelwirkung auch private Investitionen angestoßen werden, die ebenfalls als Klimafinanzierung gezählt werden. Vorgaben gibt es allerdings nicht.
- Der Anpassungsfonds für Verluste und Schäden wurde erweitert. Nach Baku sind nun gut 760 Millionen US-Dollar an freiwilligen Beiträgen zugesagt, rund 85 Millionen kamen während des Gipfels dazu. Die Summe liegt jedoch noch immer weit unter dem, was die Länder bei Katastrophen und Unwettern benötigen.
Strategien zur Minderung von Treibhausgas-Emissionen
- Vor einem Jahr hatten sich die Länder auf der Weltklimakonferenz in Dubai erstmals auf eine "Abkehr von fossilen Brennstoffen" verständigt, also auf den schrittweisen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Diese Formulierung taucht in der Abschlusserklärung von Baku nicht mehr auf. Allerdings wird auf den gesamten Beschluss von Dubai verwiesen. Vor allem die arabische Ländergruppe unter Führung von Saudi-Arabien hatte wiederholt versucht, den Konsens von Dubai wieder zu kippen. Die EU und andere hatten darauf gedrängt, ihn zu erneuern.
- Die eigentliche Bewährungsprobe für die Klima-Ambition von Staaten steht noch aus: Nächstes Jahr müssen Regierungen ihre nationalen Klimapläne vorlegen. Großbritannien hat auf dieser Konferenz den Auftakt gemacht und Pläne vorgestellt, bis 2035 Emissionen um 81 Prozent zu senken.