Katholische Frauen zu Brauch auf Borkum: Keine Toleranz für Gewalt
Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) hat sein Befremden über den umstrittenen "Klaasohm"-Brauch auf der Nordseeinsel Borkum geäußert. "Dieser Brauch ist komplett aus der Zeit gefallen. Bei Gewalt darf es keinerlei Toleranz geben", sagte SkF-Vorständin Yvonne Fritz am Dienstag auf Anfrage von katholisch.de. Ebenso wie der Knecht Ruprecht als Gehilfe des Nikolaus heute niemanden mehr mit seiner Rute schlage, solle auch beim "Klaasohm"-Brauch auf jegliche Form von Gewalt verzichtet werden. Fritz schlug stattdessen vor, den Brauch neu und gewaltfrei zu interpretieren. "Wenn man an die Rückkehr der Walfänger auf die Insel erinnern will, kann man das auch auf andere Weise tun", so die SkF-Vorständin.
Irritiert zeigte sich Fritz auch über die rund 200 Frauen, die am Montag auf Borkum für den Erhalt des "Klaasohm"-Brauchs demonstriert hatten. Sie könne nur schwer nachvollziehen, warum die Frauen sich in dieser Weise positioniert hätten. Möglicherweise sei die Demonstration eine "Spontanreaktion" gewesen, weil man das Brauchtum auf der Insel durch die aktuellen Medienberichte und die Reaktionen in den sozialen Netzwerken in ein falsches Licht gerückt sähe.
"Brauch des Schlagens" soll abgeschafft werden
Ein Bericht des NDR über den "Klaasohm"-Brauch hatte in den vergangenen Tagen bundesweit für Empörung gesorgt. Ein Teil des Brauchs am Abend vor Nikolaus war es bislang, Frauen mit Kuhhörnern auf den Hintern zu schlagen. Gegenüber dem NDR hatten Borkumerinnen diesbezüglich anonym von aggressiven Übergriffen berichtet. Der Brauch, bei dem junge, unverheiratete Männer mit Masken, Schafsfellen und Vogelfedern verkleidet über die Insel ziehen, soll auf die Zeit der Walfänger zurückgehen. Die Männer seien traditionell am Jahresende nach einigen Monaten auf See zurück auf die Insel gekommen und hätten mit dem Brauch klargemacht, dass nun wieder sie – und nicht die Frauen – das Sagen hätten.
Nach der bundesweiten Kritik kündigten die Veranstalter inzwischen an, den "Brauch des Schlagens" vollständig abschaffen zu wollen. "Wir als Gemeinschaft haben uns klar dazu entschieden, diesen Aspekt der Tradition hinter uns zu lassen und den Fokus weiter auf das zu legen, was das Fest wirklich ausmacht: den Zusammenhalt der Insulanerinnen und Insulaner", teilte der "Verein Borkumer Jungens" mit. Die Polizei erklärte, den diesjährigen "Klaasohm" mit zahlreichen Einsatzkräften begleiten und eine "Null-Toleranz-Linie" fahren zu wollen. (stz)