Rund 100 Menschen hatten Räumung verhindert

Kirchenasyl: Bremer Flüchtlingsrat und Gemeinde rufen zu Kundgebung auf

Veröffentlicht am 07.12.2024 um 14:56 Uhr – Lesedauer: 

Bremen ‐ In Bremen verhinderten unter der Woche rund 100 Demonstranten friedlich die Räumung eines Kirchenasyls durch die Polizei. Nun will die betroffene Gemeinde zusammen mit dem Flüchtlingsrat der Hansestadt ein weiteres Zeichen setzen.

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Nach dem gescheiterten Abbruch eines Kirchenasyls in Bremen rufen der Flüchtlingsrat der Hansestadt und die betroffene Kirchengemeinde zu einer Kundgebung am Sonntag auf. In der Nacht zum Dienstag hatten Polizeikräfte versucht, das Kirchenasyl im evangelischen Zion-Gemeindezentrum aufzulösen, um einen 25-jährigen Somalier abzuschieben. Rund hundert Menschen hatten die Abschiebung unter Glockengeläut friedlich verhindert. Der Mann sei noch immer in akuter Gefahr, teilte der Flüchtlingsrat am Samstag mit.

Die Kundgebung ist um 12 Uhr am Leibnizplatz in der Neustadt geplant. Bereits um 11:30 Uhr wollten Teilnehmende die Zionsgemeinde dazu nach dem Gottesdienst abholen, hieß es. "Die letzten Tage haben gezeigt, dass Innensenator Mäurers harte Abschiebepraxis im eindeutigen Widerspruch zum zivilgesellschaftlichen Zusammenhalt in Bremen steht", sagte Gundula Oerter vom Flüchtlingsrat. Pastor Thomas Lieberum sagte, "Innensenator Mäurer hat etwas erreicht, was er vermutlich nicht wollte, nämlich dass sich ganz viele Leute zusammengetan und für die Menschenrechte eingesetzt haben".

Kein Asylverfahren in Aussicht

Zwar ist nach Angaben der Kirchengemeinde in der Nacht zum Samstag die Überstellungsfrist nach dem Dublin-Verfahren ausgelaufen. Dennoch könne der Mann in den kommenden zwölf Monaten nicht wie erhofft ein Asylverfahren in Deutschland bekommen, schrieb Pastorin Birgit Locknikar auf der Internetseite der Gemeinde. Es sei denn, der Widerspruch seines Rechtsanwalts greife.

Mäurer hatte das Vorgehen der Kirchengemeinde kritisiert. Der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Bernd Kuschnerus, und Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hatten daraufhin vereinbart, dass es einen Dialog zwischen Kirche und Innenbehörde geben soll. Auch bundesweit steht das Kirchenasyl nach Angaben der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche zunehmend unter Druck. (epd)