Bericht: Bistum will an Aufklärung mitarbeiten

Neue Spur – Hat der frühere Essener Kardinal Hengsbach einen Sohn?

Veröffentlicht am 13.12.2024 um 18:46 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Erst Missbrauchsvorwürfe – und nun möglicherweise noch ein Kind: Ein Mann hat den Verdacht, er könne der Sohn des früheren Essener Bischofs Franz Hengsbach sein. Das Bistum geht dem Fall offenbar nach.

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Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen gegen den 1991 gestorbenen Essener Kardinal Franz Hengsbach verfolgt das katholische Ruhrbistum derzeit offenbar eine neue Spur. Laut einem Bericht der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Samstag) prüft das Bistum Essen, ob der Geistliche einen Sohn hat.

Bereits im Januar habe sich ein Mann mittleren Alters dort gemeldet mit dem Verdacht, er sei womöglich der Sohn des einstigen Gründungsbischofs. In der katholischen Kirche ist sexuelle Enthaltsamkeit für alle Priester und Bischöfe verpflichtend.

Ein Bistumssprecher teilte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit: "Wir bestätigen, dass uns vor geraumer Zeit eine vertrauliche Bitte um Unterstützung bei der Klärung einer möglichen Vaterschaft von Kardinal Hengsbach erreicht hat." Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte könne das Bistum diesen Vorgang jedoch nicht weiter kommentieren.

Kommt es zu Exhumierung und DNA-Test?

Der Zeitung zufolge sind die biografischen Bruchstücke, die der Mann offenbart habe, so glaubwürdig und plausibel, dass das Bistum ihm bei der Aufklärung seiner Abstammung behilflich sein wolle. Dazu habe es sogar bei der Essener Stadtverwaltung angefragt, ob diese gegebenenfalls einer Exhumierung der sterblichen Überreste Hengsbachs zustimmen würde. Die Stadt Essen habe dies allerdings abgelehnt und darauf verwiesen, dass sich ein DNA-Abgleich auch anders bewerkstelligen ließe.

Hengsbach war von 1958 bis 1991 erster Bischof des damals neu gegründeten Bistums Essen. Zuvor war er Weihbischof in Paderborn. Die Bistümer Essen und Paderborn hatten 2023  zwei Vorwürfe sexualisierter Gewalt gegen den von vielen verehrten und bis heute vor allem als Anwalt der Arbeiter und Bergleute im Ruhrgebiet populären Geistlichen bekannt gemacht. Sie beziehen sich auf die 1950er und 1960er Jahre, waren aber erst später gemeldet und zunächst für unplausibel erklärt worden.

Mittlerweile seien sieben weitere Hinweise auf mögliche Fälle sexualisierter Gewalt beim Bistum Essen eingegangen, sagte der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer im Oktober. Derzeit läuft eine wissenschaftliche Studie, mit der die Vorwürfe weiter aufgearbeitet werden sollen. In der Weihnachtsausgabe des Bistumsmagazins "Bene" hat das Bistum zudem einen ganzseitigen Aufruf veröffentlicht. Darin bittet es "alle Menschen, die sexualisierte Gewalt durch Hengsbach erleiden mussten, sich zu melden". (KNA)