Gläubige sollen für "Reinigung der Kirche" beten

Bischöfe in Ungarn bitten um Vergebung für Missbrauch

Veröffentlicht am 19.12.2024 um 14:30 Uhr – Lesedauer: 

Budapest ‐ Auch die katholische Kirche in Ungarn leidet unter einem Ansehensverlust aufgrund zahlreicher Missbrauchsfälle. Zwei Bischöfe ergreifen nun die Initiative – und bitten öffentlich um Vergebung.

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Nach dem Bekanntwerden mehrerer Fälle von Missbrauch durch Priester in Ungarn haben zwei Bischöfe des Landes öffentlich um Vergebung gebeten. Der Bischof von Kaposvar, Laszlo Varga, schrieb in einem Hirtenwort, er bitte um Entschuldigung vor Gott und den betroffenen Kindern und Jugendlichen. Der Bischof von Vac, Zsolt Marton, wandte sich in einem ähnlichen Schreiben an "Gott, die Kinder und ihre Familien sowie alle, die von Missbrauch durch die Diener der Kirche betroffen waren".

Marton, der auch ungarischer "Familienbischof" ist, versicherte, dass die begonnene Aufklärungsarbeit mit dem Fokus auf Prävention fortgesetzt werde – im Einklang mit dem von Papst Franziskus verkündeten Null-Toleranz-Prinzip. Bischof Varga rief die Täter zu Buße und Umkehr auf. Zudem sollten die Gläubigen für eine "Reinigung der Kirche" beten.

Skandale beschäftigen Öffentlichkeit

Die ungarische Öffentlichkeit diskutiert seit Wochen über Missbrauchsskandale in der Kirche. Anfang Dezember hatte sich die Bischofskonferenz dazu erstmals in einer knappen Stellungnahme geäußert. Darin wurde versicherte, dass man sich um Aufklärung und Prävention bemühe. Die Kirche stehe an der Seite der Betroffenen und der betroffenen Gemeinden, hieß es in der Mitteilung.

Zuletzt sprach sich der Erzabt der Benediktinerabtei Pannonhalma, Cirill Hortobagyi, für einen transparenten Umgang mit Missbrauchsfällen aus. Lange Zeit sei Ungarns Kirche mit dem Thema zu vorsichtig umgegangen. Nun sei eine Wiedergutmachung nötig, die mehr als ein bloßes Anhören der Betroffenen erfordere. Wirkliches Zuhören und das offene Bekenntnis der Bischöfe seien unabdingbar, um Heilungsprozesse in Gang zu setzen. Auf keinen Fall dürfe man zu einer "Kultur des Verschweigens" zurückkehren. "Die Öffentlichkeit ist nicht unser Feind, sondern ein wichtiger Verbündeter in Sachen Aufklärung", betonte der Erzabt. (KNA)