Äußerungen zu Gaza hatten für Kritik gesorgt

Papst Franziskus fordert Waffenruhe an allen Kriegsfronten

Veröffentlicht am 22.12.2024 um 14:27 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Der Papst im "Home Office": Schon seit Tagen räuspert sich Franziskus durch seine Ansprachen. Am Sonntag hielt er das Mittagsgebet in seiner Hauskapelle. Denn die nächsten Tage versprechen ein noch dichteres Programm.

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Papst Franziskus hat für die bevorstehenden Festtage zu einer weltweiten Waffenruhe aufgerufen. "Beten wir, dass es zu Weihnachten einen Waffenstillstand an allen Kriegsfronten geben wird: im Heiligen Land, in der Ukraine, im gesamten Nahen Osten und auf der ganzen Welt", sagte er am Sonntag beim Mittagsgebet im Vatikan. In der "gequälten Ukraine" würden weiterhin Schulen, Kirchen und Krankenhäuser angegriffen, beklagte Franziskus. "Lasst die Waffen verstummen und die Weihnachtslieder erklingen!"

Erneut prangerte er die Lage im Gazastreifen an. "Mit Schmerz denke ich an Gaza, an so viel Grausamkeit, an Kinder unter Maschinengewehrbeschuss, an Bombardierungen von Schulen und Krankenhäusern – was für eine Grausamkeit", so der Papst. Bereits am Samstag hatte er vor seinen engsten Mitarbeitern im Vatikan beklagt, dass Kinder in Gaza bombardiert würden. "Das ist Grausamkeit, das ist nicht Krieg", das berühre das Herz, sagte er, ohne Israel zu nennen. Dort war seine Äußerung auf Kritik gestoßen. Laut israelischen Medien warf das Außenministerium dem Papst Einseitigkeit vor. Wenn er von Grausamkeit auf israelischer Seite spreche, dann ignoriere er die Grausamkeit seitens der Hamas.

Weiter bekräftigte Franziskus den Wunsch nach Frieden und Versöhnung für das "geliebte Volk" von Mosambik, wo es seit der Präsidentenwahl im Oktober noch immer Proteste gibt: "Ich bete dafür, dass der Dialog und die Suche nach dem Gemeinwohl, getragen vom Glauben und dem guten Willen, Misstrauen und Zwietracht überwinden", sagte Franziskus beim Mittagsgebet, das er aufgrund einer Erkältung und der niedrigen Temperaturen in Rom ausnahmsweise nicht von einem Fenster im Apostolischen Palast, sondern in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Casa Santa Marta hielt.

Vorsichtsmaßnahmen treffen

Die kurze Ansprache wurde auf den Petersplatz übertragen. Er bedaure, dass er nicht dort sein könne, doch gehe es ihm schon besser, und es müssten "Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden", so der 88-Jährige mit noch immer deutlich belegter Stimme. Franziskus steht nicht nur mit Blick auf die bevorstehenden Weihnachtsfeierlichkeiten, sondern auch wegen der Eröffnung des "Heiligen Jahres" am 24. Dezember ein voller Terminkalender bevor.

Am Morgen hatte er Kinder und ihre Mütter empfangen, die von der vatikanischen Santa-Marta-Stiftung für Not bedürftiger Familien unterstützt werden. "Kein Kind ist ein 'Irrtum'", bekräftigte der Papst. Mit Blick auf das Weihnachtsfest und die Geburt von Jesus Christus rief er dazu auf, "Gott für das Wunder des Lebens zu preisen". Das Leben jedes Kindes müsse geschützt werden, vom Moment der Empfängnis an. Auch die "Schönheit" und Würde schwangerer Frauen hob Franziskus hervor. Es habe ihm immer gefallen, dass die Menschen im Bus für Schwangere aufstehen, erzählte er.

Anschließend segnete Franziskus von seiner Hauskapelle aus die sogenannten "Bambinelli": Nach einem italienischen Brauch bringen viele Menschen die Christkind-Figur aus ihrer Weihnachtskrippe kurz vor Heiligabend zur Segnung auf den Petersplatz. An Weihnachten wird das Jesuskind dann in die Krippe gelegt. Die erste Segnung dieser Art erfolgte 1969 durch Paul Paul VI. (KNA)