2025 macht Hoffnung auf Ostern für alle
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Seit Jahrhunderten steht ein Thema auf der ökumenischen Agenda: die Frage nach einem gemeinsamen Ostertermin von Ost- und Westkirche. Es ist eine Frage, die klein erscheinen kann angesichts von Not, Elend und Krisen. Und dennoch setzen Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios sich seit langem dafür ein, endlich eine Lösung zu finden, zusammen mit vielen anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften.
Gerade weil die Terminfrage so klein und so kleinlich scheint, ist sie ein umso größeres Ärgernis für die Ökumene. Wenn sich Christinnen und Christen nicht einmal darauf einigen können, wann sie das höchste Fest feiern: Wie soll es dann bei anderen Fragen der Einheit der Christenheit vorangehen? Wie wollen die christlichen Gemeinschaften gemeinsam Zeugnis ablegen?
Der Ostertermin trennt die Christenheit schon länger, als sie sie vereint. Das Konzil von Nizäa hatte sich 325 auf eine einheitliche Berechnungsmethode geeinigt, aber erst etwa im 8. Jahrhundert setzte sich der einheitliche Ostertermin durch – bis zur Kalenderreform von Papst Gregor XIII. im Jahr 1582. Die Ostkirchen behielten den julianischen Kalender zumindest für die Berechnung der beweglichen Feiertage bei. Bis heute.
Der Vorstoß des Zweiten Vatikanischen Konzils, einen gemeinsamen festen Ostertermin zu akzeptieren, blieb so ungehört wie der Vorschlag von Papst Franziskus, den orthodoxen Termin in der katholischen Kirche zu übernehmen. Ein Vorschlag des Ökumenischen Rats der Kirchen fand keine Akzeptanz, weil jede Annäherung an astronomisch exaktere Berechnungsmethoden für die Ostkirchen größere Abweichungen vom Traditionstermin als für die westlichen bedeuten würde. Die Orthodoxie ist sich in sich uneins, wie sie sich zur Terminfrage positionieren soll. Keine Einigung ist möglich, die nicht alle ins Boot holt.
In diesem Jahr feiert die gesamte Christenheit gemeinsam Ostern am 20. April. Das ist kein Erfolg ökumenischer Gespräche und kirchlicher Diplomatie – sondern der Zufall der mathematischen Notwendigkeit. Es ist aber ein symbolträchtiger Zufall: Der gemeinsame Termin liegt 1.700 Jahre nach dem Konzil von Nizäa. Und es sollte ein Ansporn sein, 2025 zu einem Jahr ökumenischer Anstrengungen zu machen – denn die Welt braucht das starke gemeinsame Zeugnis von Christinnen und Christen mehr denn je.
Der Autor
Felix Neumann ist Redakteur bei katholisch.de und stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP).
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.