Schwester Johanna Domek über das Sonntagsevangelium

Schimmer von Herrlichkeit

Veröffentlicht am 18.01.2025 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
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Köln ‐ Überall sehnen sich Menschen nach dem Aufleuchten Gottes in ihrem Leben – gerade angesichts von Angst und Not. Im Evangelium trifft Schwester Johanna Domek auf eine bemerkenswerte Offenbarung dieser Herrlichkeit Gottes: persönlich, lebensnah und verwandelnd.

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Schon lange singen Menschen von der Herrlichkeit Gottes, die leuchtend über ihnen aufgeht, wie der Beter von Psalm 118: "Der Herr ist Gott, er ist uns aufgestrahlt." Beim Propheten Jesaja lese ich: "Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde / und Dunkel die Völker, doch über dir geht strahlend der HERR auf, / seine Herrlichkeit erscheint über dir." (Jes 60,2) Wie viele überall auf der Erde sehnen sich angesichts ihrer Not und Angst nach einem Schimmer dieser Herrlichkeit über ihrem Leben! Wo lässt er sich sehen?

Die alte Antiphon "Tribus miraculis" zum Gesang des Magnificats am Fest Epiphanie besingt, die Herrlichkeit Gottes in ganz unterschiedlichen Ereignissen, die uns im Evangelium überliefert sind. "Heute führte der Stern die Weisen zur Krippe / Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit / Heute wollte Christus von Johannes im Jordan getauft werden, um uns zu retten." An den Festen Epiphanie und Taufe des Herrn noch in der Weihnachtszeit lasen wir von den beiden anderen Momenten, in denen sich Gottes Herrlichkeit leuchtend offenbarte. Heute sehen wir sie bei der Verwandlung des Wassers in Wein bei der Hochzeit zu Kana. Sie überschreit die Grenzen der Weihnachtszeit ins Jahr hinein. Überall kann sie sich ereignen. Für Menschen, die Jesus begegnet sind und ihm glauben, ist seine Person die größte Offenbarung der Herrlichkeit Gottes. "Wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit", heißt es bei Johannes (1,14). 

Jesus kommt nicht gewaltig, wie Sturm oder Feuer oder eine Flut, die alles hinwegfegen, verbrennen oder überschwemmen. Seine leuchtende Herrlichkeit zeigt sich in schlichten Zusammenhängen. Er überwältigt nicht das Gegenüber, nein, er selbst lässt sich ein. Auf die Ärmlichkeit der Behausung und der Umstände bei der Geburt. Bei der Taufe im Jordan reiht er sich ein bei den Bußwilligen, taucht ein in das Wasser des Flusses (und heiligt eintauchend das ganze Wasser des Jordan, wie es vor allem in der Ostkirche besungen wird.) Seine Herrlichkeit zeigt sich, wo man ihn einlädt, wie Jesus bei der Hochzeit im heutigen Text und später bei anderen Gelegenheiten. Das geht bis heute weiter. Immer erscheint Gottes Leuchten und Herrlichkeit im Stoff des Lebens, der Wirklichkeit, die sich anbietet. Da wird nichts zerstört, aber anders wird es, verwandelt. Manchmal sogar Wasser in Wein. Nicht Bewältigung oder Bereinigung einer Lage sind ihre Kennzeichen. Nicht die Aufhebung, sondern vor allem die Verwandlung der Realitäten ist das Kennzeichen der Herrlichkeit Gottes, die unter uns geschieht.

Evangelium nach Johannes (Joh 2,1–11)

In jener Zeit fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.

Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern:
Was er euch sagt, das tut!

Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungssitte der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist! Sie brachten es ihm.

Dieser kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es.

Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.

So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.

Die Autorin

Sr. Johanna Domek OSB ist seit mehr als 40 Jahren Benediktinerin in Köln-Raderberg, wo sie in der Kurs- und Exerzitienarbeit tätig ist. Darüber hinaus ist sie Beauftragte des Netzwerks alternde Ordensgemeinschaften und hat zahlreiche Publikationen zum Thema Spiritualität veröffentlicht.

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