Frankfurter Silber-Inschrift könnte Bibel-Verbreitung erhellen
Die Ende 2024 präsentierte Frankfurter Silber-Inschrift kann nach Ansicht des Archäologen Markus Scholz neue Erkenntnisse über die Verbreitung der Bibel ermöglichen. "Das wird noch Diskussionsgegenstand der Theologie, wahrscheinlich über längere Zeit, sein", sagte er am Mittwoch im Deutschlandfunk. Es sei davon auszugehen, dass die Schrift zu den ältesten lateinischen Übersetzungen einer Schrift des Neuen Testaments gehöre.
Das Grab auf einem römischen Friedhof vor den Toren Frankfurts, in dem das Amulett mit der Folie gefunden wurde, wird auf Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christi Geburt datiert. Zwar sind laut Scholz magische Beschwörungen damals bereits bekannt gewesen, aber die Verwendung von Edelmetallen stand noch am Anfang. Daher zähle die Silber-Rolle auch "zu den ältesten Beispielen überhaupt für diese Praxis", erläuterte Scholz, der Professor an der Goethe-Universität Frankfurt ist.
Römischer Träger eher kein armer Mensch
Die Person, welche das Schutzamulett getragen hatte, könnte eine "höherstehende Person" gewesen sein. "Das musste man sich erstmal leisten können", sagte der Experte. Der Träger des Amuletts sei eher keine arme Person gewesen. "Jede Zunge bekenne sich (zu Jesus Christus)", lautet das Ende der 18-zeiligen Silber-Inschrift. Aus Sicht der Wissenschaft sei noch unklar, ob die Menschen damals bereits über christliche Textvorlagen verfügten, so Scholz.
Seit Ende 2024 präsentiert das Archäologische Museum Frankfurt die etwa 1.800 Jahre alte Silber-Inschrift. Die kleine Silber-Rolle wurde nach der Entdeckung im Jahr 2018 erforscht. Sie gilt laut Experten als erstes Zeugnis für christliches Leben nördlich der Alpen. (KNA)