Weg der Kirche müsse heute ein anderer sein als in vergangenen Zeiten

Overbeck wirbt für Gelassenheit: "Nicht die ganze Welt missionieren"

Veröffentlicht am 13.01.2025 um 12:28 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Angesichts rückläufiger Kirchenmitgliederzahlen ruft Bischof Franz-Josef Overbeck zu Gelassenheit auf. Er warnt davor, übergriffig zu missionieren. Vielmehr brauche es einen Wandel der katholischen Kirche.

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Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck wirbt angesichts schwindender Kirchenmitglieder für Gelassenheit. "Wir müssen nicht die ganze Welt missionieren und für eine bestimmte Form kirchlichen Lebens gewinnen", schreibt Overbeck in einem Brief an alle Gemeinden seines Bistums am Wochenende.

Die Menschen seien und blieben frei, so Overbeck weiter. "Gott wird schon Wege finden, um auch diejenigen auf einen guten Weg zu führen, die nicht an ihn glauben können oder wollen." Er selbst kenne viele Menschen, die ganz selbstverständlich ohne Gott lebten, sagte der Bischof. "Sie brauchen keine Religion, keinen Glauben und schon gar keine Kirche." Und doch seien sie glücklich und zufrieden: "Sie führen oft ein erfülltes Leben – und sind dabei keineswegs egoistische Menschen."

Wandel in der Kirche

Wolle man heute Menschen für Glaube und Kirche begeistern, brauche es daher zeitgemäße Antworten, so Overbeck. "Ich bin davon überzeugt, dass unser Weg als Kirche heute ein anderer sein muss als in vergangenen Zeiten." Menschen, die heute nach Gott fragen, bestimmten ihre Haltung zu Gott und Religion freier und eigenständiger als Menschen früherer Generationen. Daher brauche es eine neue Sprache und Form des Glaubenslebens.

Die Gläubigen im Ruhrgebiet rief Overbeck auf, das Gespräch mit ihren nicht-gläubigen Mitbürgern zu suchen: "Welche Alternativen haben sie gefunden, die ihnen in ihrem Leben Halt und Orientierung bieten? Was wünschen sie sich vielleicht von uns?" Möglicherweise entdeckten Christen so manches, was sie selbst weiterbringe. (KNA)