Bistum sagt nach Kritik Kurs für Priester ab

Protest gegen kirchliche Haltung zu Homosexualität in Spanien

Veröffentlicht am 21.01.2025 um 15:16 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Homosexualität als Krankheit, die man therapieren sollte? Eine solche Einstellung werfen queere Lobbygruppen der katholischen Kirche in Spanien vor. Die fühlt sich missverstanden.

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In Spanien gibt es weiter Streit über den Umgang der katholischen Kirche mit Homosexualität. Nach Protesten queerer Gruppen aus der Region sagte das Bistum Cuenca einen für diesen Dienstag geplanten Kurs für Priester zum Thema Homosexualität ab, wie die Zeitung "El Heraldo" berichtete. Die Kritik richtete sich insbesondere gegen die Organisation Courage International, die das Seminar koordinieren sollte. Die katholische Gruppe richtet sich an schwule und lesbische Katholiken und Katholikinnen und ermutigt sie, ein keusches Leben zu führen.

Regionale Homosexuellen-Gruppen kritisierten bei ihrem Protest am Montag vor der Kirche San Fernando in Cuenca, wo der Kurs stattfinden sollte, Courage International betrachte Homosexualität als Krankheit und empfehle dagegen Gebet und Enthaltsamkeit. Der Kirche warfen sie vor, Priester zu sogenannten Konversionstherapien zu animieren.

Bistum: Es geht nicht um "Therapie"

Die Diözese wies den Vorwurf zurück. Courage International habe selbst betont, dass die "pastorale Tätigkeit Verhaltenstherapie jeglicher Art und in jeglicher Form ausschließe". Die Gruppe wolle lediglich Menschen begleiten, "die dies aus freiem Willen wünschen und ihren Glauben in einer Weise leben möchten, die ihrer eigenen Situation entspricht". Dennoch sagte das Bistum Cuenca den Kurs offenbar auch unter dem Eindruck einer landesweit entstandenen Debatte über die Haltung der Kirche zu Homosexualität ab.

Ausgelöst wurde sie bereits vergangene Woche durch den Fall eines homosexuellen katholischen Bürgermeisters in der zentralspanischen Gemeinde Torrecaballeros, dem der örtliche Priester die heilige Kommunion verweigerte. Queere Verbände warfen der Kirche überdies vor, an mehreren Standorten umstrittene Konversionstherapien anzubieten, die eine Abnahme homosexueller Neigungen bewirken sollen. Die "Spanische Vereinigung gegen Konversionstherapien" zeigte deshalb gleich sieben Bistümer beim Gleichstellungsministerium an. Die Kirche weist diesen – offenbar auch vom Ministerium gestützten Vorwurf – indes zurück.

Bischof kritisiert Ministerium

Bischof Jose Ignacio Munilla von Orihuela-Alicante kritisierte, das Ministerium wolle die Kirche daran hindern, "Menschen mit homosexuellen Neigungen seelsorgerisch zu begleiten und ihnen zu helfen, die Tugend der Keuschheit zu leben". Zudem nannte es der Bischof widersprüchlich, dass diejenigen, die die Freiheit zu radikalen gendermedizinischen Eingriffen verteidigten, Homosexuellen das verbieten wollten, was sie als "Konversionstherapie" ansähen. In seiner Radiosendung hatte Munilla bereits mehrfach das Recht auf solche Angebote verteidigt: "Wenn man das Recht hat, Hormone zu nehmen oder Operationen vornehmen zu lassen, warum sollte man nicht auch das Recht haben, eine psychologische Therapie zu machen, um seine Homosexualität rückgängig zu machen?"

Der katholische Katechismus, die vom Vatikan herausgegebene Darlegung der kirchlichen Lehre, unterscheidet zwischen homosexuellen Tendenzen und abzulehnenden homosexuellen Handlungen. Dabei wird betont, dass gleichgeschlechtlich orientierte Menschen nicht diskriminiert werden dürfen. (KNA)