Christliches Großevent findet vom 30. April bis 4. Mai statt

Evangelischer Kirchentag in Hannover will Zeichen gegen Rechts setzen

Veröffentlicht am 28.01.2025 um 15:16 Uhr – Lesedauer: 

Hannover ‐ Gegen Rassismus und Menschenverachtung: Mit rund 1.500 Veranstaltungen will der Evangelische Kirchentag in Hannover die Demokratie in Deutschland stärken. Zudem soll die AfD keine Bühne bekommen.

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Die Demokratie und der gesellschaftliche Zusammenhalt stehen im Zentrum des Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 30. April bis 4. Mai in Hannover stattfinden soll. Unter dem Motto "mutig, stark, beherzt" finden sich rund 1.500 Veranstaltungen im Programm des Protestantentreffens, das am Dienstag in Hannover der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Beteiligt sind etwa Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, CDU-Chef Friedrich Merz, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, der Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und der Baden-Württembergische Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne).

Eine Partei allerdings wird man bei der Veranstaltung vergeblich suchen: Offizielle Vertreter der AfD werden auch in der niedersächsischen Landeshauptstadt, wie schon in der Vergangenheit, nicht an Podien des Kirchentags teilnehmen. "Wir stellen uns ganz klar gegen Rassismus und Menschenverachtung", sagte Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund. Man wolle der schleichenden Diskursverschiebung keinen zusätzlichen Raum geben. "Es gibt nicht ohne Grund einen Verbotsantrag gegen die AfD." Zur Frage, ob sich auch Vertreter des Bündnisses Sahra Wagenknecht am Programm des Protestantentreffens beteiligen, konnten die Veranstalter hingegen keine Auskunft geben.

"Es ist eine besonders schwere Zeit", sagte Jahn. "Wir schauen zu oft auf das Trennende, anstatt das Gemeinsame zu suchen." Der Kirchentag wolle mit seinen Veranstaltungen deswegen "den Mehrwert in unserer Gesellschaft, der auf demokratischen Werten fußt" herausarbeiten. "Es geht darum, all jenen, die sich als Minderheit fühlen, ein Gesicht zu geben und sie zu Wort kommen zu lassen." Die vergangenen Monate und Wochen hätten sehr deutlich gezeigt: "Demokratie, Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit, soziale Teilhabe sind nicht gottgegeben", so Siegesmund. "Sie müssen geachtet, verteidigt und erkämpft werden."

Nähe zur Bundestagswahl stellt Kirchentag vor Probleme

Politisch leidet der Kirchentag nach Angaben von Programmleiterin Stefanie Rentsch unter der Nähe zur Bundestagswahl. Politikerinnen und Politiker seien für viele Veranstaltungen angefragt, ihre Teilnahme könne sich aber noch kurzfristig ändern.

Kirchentag-Generalsekretärin Kristin Jahn verwies besonders auf die geistlichen Angebote des Treffens. Bei Spontansegnungen in Hannover gehe es um ein Hinterfragen festgefahrener Gottesbilder. "In Zeiten, in denen sich Politiker wie Trump als Erlöser bezeichnen, weichen wir nicht aus", sage Jahn. "Wir fragen, was passiert, wenn Religion missbraucht wird, um Demokratien auszuschalten." Schnelle und banale Lösungen seien oft verführerisch, führten aber oft zu einem bösen Ende. Doch auch neue Gottesdienstformen sollen während des Protestantentreffens erprobt werden.

Ein besonderer Schwerpunkt liege daneben auf der Aufarbeitung des Missbrauchs in der Kirche und beim Kirchentag. "Wie können wir noch von Vergebung reden, in einer Kirche, die das so oft missbraucht hat, um Betroffene fügsam zu machen?", fragte Jahn. In insgesamt elf Veranstaltungen will sich der Kirchentag der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche und in den eigenen Reihen widmen. Dabei sollen auch Betroffenenvertreter zu Wort kommen. "Wir wollen unsere bleibende Verantwortung in den Blick nehmen." (KNA)