Missionsorden fordern Mut zur Wahrheit in der Migrationspolitik

Fast 100 Ordensgemeinschaften fordern die Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl zu Ehrlichkeit und einer konsequent von den Menschenrechten her gedachten Migrations- und Entwicklungspolitik auf. Die Politik müsse die langfristigen Interessen der Menschen im globalen Süden und Norden ernst nehmen, heißt es in einem Offenen Brief der Konferenz missionierender Orden (KMO), der am Mittwoch veröffentlicht wurde. "Treten Sie ein für eine Sicht auf Migranten, die nicht auf Probleme fokussiert ist und vielmehr den Menschen und die Menschenrechte in den Mittelpunkt stellt", heißt es in dem Brief, und weiter: "Wer keine Flüchtlinge will, muss mehr für die Fluchtursachenbekämpfung tun."
Die Ordensleute rufen dazu auf, öffentlich zur historischen Verantwortung Deutschlands für die Unterstützung des globalen Südens einzustehen und die richtigen Prioritäten für die Menschen dort zu setzen. Insbesondere betont der Offene Brief Maßnahmen gegen die Klimakrise: "Nehmen Sie den menschengemachten Anteil am Klimawandel sowie anderen Überschreitungen der planetaren Grenzen ernst und haben Sie den Mut, die Menschen in unserem Land mit der wissenschaftlich gut begründeten Wahrheit zu konfrontieren, dass wir als Menschheit gerade dabei sind, die Überlebensbedingungen für Millionen und Milliarden Menschen zu gefährden und dass damit auch unser Wohlstand in Gefahr ist."
Maßnahmen gegen Klimawandel wirken gegen Fluchtursachen
Zur Glaubwürdigkeit der Politik gehöre die Übereinstimmung von Werten und wissenschaftlicher Analyse. Dafür stünden die Ordensgemeinschaften ein. Zugleich bekräftigten sie ihre Bereitschaft, "die notwendige sozial-ökologische Transformation mit unseren Kräften im Dienst der Menschen in unserem Land und in den Ländern des Globalen Südens zu unterstützen".
Große Sorge bereitet den Ordensgemeinschaften, dass Migration in der politischen Debatte in Deutschland in erster Linie als Problem begriffen werde. Angesichts von Prognosen, die davon ausgehen, dass die Lebensbedingungen in weiten Teilen der Erde in den nächsten Jahren durch den Klimawandel unerträglich werden, könne es zu Migrationsbewegungen kommen, die alles Bisherige in den Schatten stellten. "Entsprechend ist der Globale Norden aus moralischen, historischen und eigennützigen Gründen aufgerufen, konsequent das Ende der Nutzung fossiler Energien zu verfolgen und dem Globalen Süden angemessene Unterstützung bei der Anpassung an den Klimawandel zu leisten." Deutschland als der größten Wirtschaftskraft der Europäischen Union komme dabei eine besondere Rolle zu.
Der KMO gehören 92 weltweit tätige Ordensgemeinschaften innerhalb der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) an. Der Offene Brief wurde in der vergangenen Woche unterzeichnet, also vor der derzeitigen Debatte um die auf Initiative der Unionsparteien mit Stimmen der AfD verabschiedeten Forderungen zur Verschärfung der Migrationspolitik. (fxn)