Weihbischof: Mehr Kirchenaustritte nach Papstbesuch
Der Papstbesuch hat in der katholischen Kirche von Luxemburg für Aufruhr gesorgt. Nach den Äußerungen von Papst Franziskus zur grundlegenden Verschiedenheit von Männern und Frauen an der Katholischen Universtiät Louvain sind laut dem Luxemburger Weihbischof Léo Wagener überdurchschnittlich viele Menschen aus der Kirche ausgetreten. In einem Interview mit RTL sagte der Weihbischof am Samstag, dass allein im September und Oktober 80 Kirchenaustritte zu verzeichnen gewesen seien. Papst Franziskus war Ende September in Luxemburg und Belgien.
Der Besuch des Papstes in Luxemburg am Vortag der Louvainer Rede selbst sei ein Meilenstein für die Kirche und das Land gewesen. "Die Kirche hat eine positive Resonanz bei den Menschen gefunden", betonte Wagener. "Ich bin froh, dass der Papst so ist, wie er ist." Erst die Rede in Louvain habe dann zu Kritik geführt. Möglicherweise sei er auch etwas falsch verstanden worden, so der Weihbischof weiter.
Auswirkung der Trennung von Kirche und Staat
Die Zahl der Katholiken sinkt in Luxemburg seit Jahren. Laut den jüngsten Zahlen des Vatikans sind 271.000 Menschen in Luxemburg katholisch, das sind 41 Prozent der Bevölkerung. Zehn Jahre zuvor waren es noch 411.000. 2015 wurde das Staat-Kirche-Verhältnis in Luxemburg entflochten und die staatliche Finanzierung der Kirchen schrittweise zurückgefahren.
Für Wagener ist die Situation zehn Jahre danach durchwachsen. Einerseits sei die Zahl der Gläubigen gesunken, andererseits gebe es aber immer noch Menschen, die sich für Gott begeistern können. Während früher 60 Prozent der Kinder am Religionsunterricht teilgenommen hätten, erreiche die Kirche nach der Abschaffung des Religionsunterrichts nur noch acht Prozent der Kinder im Grundschulalter in Katechesen. So entstehe eine "Kirche der Entscheidung" statt einer "Kirche der Gewohnheit". Zudem ist die finanzielle Lage des Erzbistums schwierig; 2023 habe es ein Defizit von einer Million Euro zu verzeichnen gehabt. Die Hälfte des Budgets sei durch Einnahmen aus Immobilienbesitz gedenkt, die andere Hälfte müsse aus Spenden gedeckt werden. Das Spendenaufkommen sinke aber jährlich um fünf Prozent. (fxn)