"Jesus hier instrumentalisiert"

Erzbistum Köln kritisiert "Missbrauchswagen" bei Rosenmontagszug

Veröffentlicht am 22.02.2025 um 14:23 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Köln ‐ Der Höhepunkt der Session steht erst noch bevor. Aber in der Karnevalshochburg Köln hängt bereits der Haussegen schief. Grund ist ein sogenannter Persiflagewagen im Rosenmontagszug – es geht um den Missbrauch in der Kirche.

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Das Erzbistum Köln kritisiert einen Persiflagewagen für den Kölner Rosenmontagszug. "Es wird suggeriert, dass Jesus selbst im Beichtstuhl sitzt und den Messdiener durch Handzeichen dort hineinziehen will; zumindest wird Jesus hier instrumentalisiert", schreibt Amtsleiter Frank Hüppelshäuser am Samstag in einem offenen Brief auf der Bistumswebseite. "Wenn man dem Sohn Gottes ein Mitverschulden an den schrecklichen Missbrauchstaten, die auch und gerade in der katholischen Kirche geschehen sind, unterstellt, ist eine Grenze überschritten, die mit keinem Grund der Welt zu rechtfertigen ist."

Die Installation zeigt einen Beichtstuhl auf dem in roten Lettern der Schriftzug "JESUS LIEBT DICH" steht. Aus dem Beichtstuhl ragt ein Arm eines Geistlichen, der mit gekrümmtem Zeigefinger offenbar einen vor dem Beichtstuhl stehenden Messdiener zu sich locken will. Wie Zugleiter Marc Michelske bei der Vorstellung Mitte Februar erläuterte, soll der Wagen Missbrauch in der Kirche und Mängel bei dessen Aufarbeitung anprangern. Es sei wichtig, diese Kritik zu üben, gerade weil die Rheinländer nah an der Kirche lebten und viele sich kirchlich einsetzten, für Gemeinschaft und Seelsorge. "Was dort mit Menschen gemacht worden ist, mit Missbrauch und Vergewaltigung, schadet auch den Menschen, die sich dort ehrenamtlich einbringen."

Auch einige Lokalpolitiker haben einen offenen Brief gegen den Wagen geschrieben. Sie betonen, dass sie "von vielen Seiten mit großer Betroffenheit" auf den Mottowagen angesprochen worden seien. "Dass die Kernaussage der Christlichen Botschaft 'Jesus liebt Dich!' als Überschrift für einen angedeuteten verbrecherischen Kindesmissbrauch benutzt wird, ist geschmacklos und weckt beim Betrachter sogar die Assoziation, dass Kindesmissbrauch in der Aussage 'Jesus liebt Dich' geradezu eine Begründung findet."

"Provozieren, aber nicht verletzen"

Eine solche Persiflage dürfe den Kölner Rosenmontagszug und den Karneval insgesamt nicht herabwürdigen. Der Wagen solle deswegen in der vorliegenden Form nicht im Rosenmontagszug mitfahren. "Karneval darf provozieren, aber nicht verletzen", heißt es in dem Brief, der laut "Kölner Stadt-Anzeiger" unter anderen von Kölns ehemaligem Oberbürgermeister Fritz Schramma sowie den ehemaligen Bürgermeistern Rolf Bietmann, Hans-Werner Bartsch und Ralph Elster (alle CDU) unterschrieben ist.

Der Wagen werde Bestandteil des Zuges am 3. März bleiben, sagte eine Sprecherin des Festkomitees am Samstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Bereits zuvor hatte Zugleiter Marc Michelske erklärt: "Wir freuen uns, wenn Menschen sich mit den Themen, die wir im Rosenmontagszug ansprechen, inhaltlich auseinandersetzen." Die Persiflagen im Rosenmontagszug wollten den Finger in die Wunde legen, satirisch zuspitzen und zum Nachdenken anregen.

"Befremdlich finden wir allerdings, dass nun mehrere CDU-Politiker versuchen, auf die Freiheit des Narren Einfluss zu nehmen", so Michalske weiter. "Denen sagen wir: Nicht die Darstellung des Missbrauchs ist geschmacklos und peinlich, sondern vielmehr der Missbrauch selbst und der Umgang damit. 'Jesus liebt Dich' ist ein starker Eckpfeiler auch unseres Glaubens. Wenn man diese Aussage leider doppeldeutig verstehen kann, ist es Aufgabe der Kirche, daran zu arbeiten und verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen." (cph/KNA)