In die Schule gehen
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Im Laufe des Lebens machen wir alle mehr oder weniger Fortbildungen, die uns höher qualifizieren und weiterbringen wollen. Nicht wenig Zeit, Mühe und Geld wird da investiert, denn von "nix kommt nix", wie wir alle wissen.
Eine über Jahre dauernde Fortbildung, die ich absolvieren durfte, lief unter dem Label "Schule des Lebens". Diese Bezeichnung gefällt mir bis heute sehr gut, denn als Christ bin ich obendrein in der "Schule Jesu Christi", der mir durch sein Wort Weisung, Richtschnur und Fortbildung in einer tiefergehenden Form anbietet.
An den letzten Sonntagen hörten wir im Unterricht Jesu von den Seligpreisungen, der Feindesliebe und vielem mehr, heute geht es darum, bei sich selbst das zu Verbessernde zu sehen und nicht immer zuerst beim anderen zu suchen. Der so passende Vergleich vom Splitter im Auge des Nächsten und dem Balken bei einem selbst ist sofort einsichtig.
Jesu Fortbildungsseminar geht aber noch tiefer. Er vergleicht gute Bäume und deren gute Früchte mit guten Menschen und deren Schatz im Herzen, der Gutes hervorbringt. Das Gleiche gilt für schlechte Früchte und böse Menschen. Jesu Worte gipfeln in dem Satz, den wir alle als Sprichwort kennen: "Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über".
Nun ist es aber noch nie leicht gewesen, das Wesen eines Menschen – gut, böse oder in verschiedenen Variationen – auf die Schnelle zu erkennen. Dafür braucht es Schulung in Menschenkenntnis, Erfahrung und das Wissen, dass einem schon immer versucht wurde, ein X für ein U zu verkaufen. In Zeiten von "Fake-news" und gezielter Verdrehung von Fakten und Tatsachen, muss man wacher werden. Wenn die Lüge zur Wahrheit wird und die Wahrheit als Lüge an den Pranger gestellt wird, dann muss man wirklich auf die Früchte derer schauen, die sich so verhalten. Im Kleinen, wie zum Beispiel in den sozialen Medien, oder im Großen, wie es derzeitige Staatenlenker ganz ungeniert tun.
In der Schule Jesu lernen wir nach und nach die Innenschau ins eigene Herz und entdecken dabei, wie filigran, verletzlich, aber auch verführbar es ist. Es ist wichtig, nicht nur das Herz zu erforschen, sondern auch die Geheimnisse des "Bauches", nämlich der Intuition zu kennen. Und das Hirn, der Geist darf, wenn man ganzheitliche Fortbildung erfahren will, nicht außen vor sein.
In der Schule des Lebens und in der Schule Jesu Christi geht es darum, authentischer, ehrlicher, klarer und entschiedener für Aufbauendes, Bleibendes und Nachhaltiges einzutreten. Wer sein Denken, Fühlen und Handeln in dieser Weise schult, nimmt andere und dabei vor allem die Schwächeren mit und stärkt somit das Miteinander und das Gute in der Welt.
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (Lk 6,39–45)
In jener Zeit sprach Jesus in Gleichnissen zu seinen Jüngern: Kann etwa ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Ein Jünger steht nicht über dem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein.
Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.
Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte bringt. Denn jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor und der böse Mensch bringt aus dem bösen das Böse hervor.
Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund.
Der Autor
Der Franziskanerpater Christoph Kreitmeir arbeitet in der Klinikseelsorge am Klinikum Ingolstadt, in der Erwachsenenbildung und bei Lebenshilfesendungen im Radio Horeb.
Ausgelegt!
Als Vorbereitung auf die Sonntagsmesse oder als anschließender Impuls: Unser Format "Ausgelegt!" versorgt Sie mit dem jeweiligen Evangelium und Denkanstößen von ausgewählten Theologen.