Von Kelchen, Kreuzen und abgetrennten Händen
130 Exponate werden bis zum 9. November im Dom und Schloss Merseburg auf 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche gezeigt. Rund eine halbe Million Euro kostete das Projekt nach Angaben der Veranstalter, der Vereinigten Domstifter. Es gehe darum, "der gewaltigen kaiserlichen Tradition von der Grundsteinlegung des Doms im Jahr 1015 bis zur Zeit der Reformation nachzuspüren", erklärt Kurator Markus Cottin.
Den Aufstieg zu einem der bedeutendsten Kathedralstandorte verdankt der Dom Kaiser Heinrich II. Er erklärte ihn der Überlieferung nach zu seinem Lieblingsort und hielt sich mit seiner Gemahlin Kunigunde häufig dort auf. Heinrich II. stattete auch Domschatz und Dom mit prächtigen Kunstwerken aus. Die Schau präsentiert unter anderem Leihgaben aus dem Diözesanmuseum Bamberg, dem Benediktinerstift Sankt Paul im Lavanttal, dem StiftsMuseum Xanten und dem Berliner Kunstgewerbemuseum.
Ausstellung zeichnet Entwicklung Merseburgs nach
29 Mal kam Heinrich II. zu Reichstagen nach Merseburg, wie Cottin berichtet - ein Beleg dafür, welche Bedeutung Merseburg als wichtigste Kaiserpfalz im Osten des mittelalterlichen deutschen Reiches hatte. Die Schau zeichnet diese Entwicklung nach und widmet sich auch der Baugeschichte des Doms.
Großformatige Panorama-Bilder im Inneren der Kathedrale Sankt Johannes und Sankt Laurentius geben Einblick in die verschiedenen architektonischen Epochen. So wurde der sogenannte Lettner - eine steinerne Trennung zwischen Geistlichen und Kirchenraum - auf dünnes Textil gedruckt und wie ein Vorhang vor dem Chorraum heruntergelassen. Bei Gottesdiensten kann er dann, wie im Theater, hochgezogen werden.
Heinrichsaltar eröffnet die Ausstellung
Ein weiterer Teil widmet sich der Verehrung Kaiser Heinrichs II. Davon zeugt vor allem der Heinrichsaltar, den der Maler Lucas Cranach der Ältere zwischen 1535 und 1537 gestaltet hat und der in der Vorhalle des Doms diesen Part der Schau eröffnet. Weitere Höhepunkte sind ein prunkvoller Messkelch, auf dem das heiliggesprochene Kaiserpaar - Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde - zu sehen ist, und eine Öllampe der heiligen Kunigunde, die aus Bergkristall gefertigt und als Reliquienbehälter genutzt wurde. So soll sie einen Teil der Rute enthalten, mit der Christus geschlagen wurde.
Auch der Mann mit der abgeschlagenen Hand, Rudolf von Rheinfelden, ist in der Merseburger Ausstellung an mehreren Stellen präsent. So ist das mit kostbaren Edelsteinen verzierte Adelheidskreuz aus dem 11. Jahrhundert im Wappensaal zu sehen, das seine Tochter Adelheid für ihn - den Gegenkönig Heinrich IV. - stiftete. Es zählt zu den wichtigsten Exponaten der Ausstellung und gilt als größtes erhaltenes Reliquiar des Mittelalters. Der Überlieferung nach sind in ihm Splitter des Kreuzes von der Stelle enthalten, an der sich die rechte Hand von Jesus befand. Zudem ist Rudolfs Grabmal - die älteste erhaltene Bronzeplatte Europas - in den Boden des Doms eingelassen.
Berühmt ist der Ort vor allem durch die bekannten Merseburger Zaubersprüche aus dem 10. Jahrhundert, in denen auf Althochdeutsch die germanische Götterwelt beschrieben wird und denen Zauberkräfte zugeschrieben wurden. Ein Faksimile davon wird in der Sonderausstellung präsentiert.