Bischof Feige: Versöhnung gibt es nicht zum Nulltarif

Für Versöhnung in einer polarisierten Gesellschaft braucht es laut dem Magdeburger Bischof Gerhard Feige Selbstreflexion und Kompromissbereitschaft. "Sicher ist Versöhnung nicht zum Nulltarif zu haben und braucht Zeit. Man kann sie auch nicht erzwingen", schreibt er in seinem am Montag veröffentlichen Hirtenbrief zur Fastenzeit. "Sicher wird es nicht ohne Kompromisse gehen."
Zugleich betonte Feige, Kompromisse "sollten aber nicht darin bestehen, dass man dem oder der anderen einfach nach dem Mund redet und jeden Gegensatz hinnimmt". Wenn es zudem um so grundsätzliche Werte wie die Würde und Freiheit eines jeden Menschen oder Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gehe, "wäre es ein himmelschreiendes Unrecht, sich mit jemandem zu versöhnen, der sich selbstherrlich und gnadenlos darüber hinwegsetzt, gegen andere hetzt und ihnen das Existenzrecht abspricht". Hier sei auch weiterhin eine klare Haltung vonnöten.
Selbstreflexion und Mut
Notwendig für eine erfolgreiche Versöhnung sei die Fähigkeit, sich selbst zu hinterfragen und in andere hineinzuversetzen. "Zugleich gilt es auszuloten, ob dieselbe Bereitschaft auch auf der Gegenseite vorauszusetzen ist", so Feige. "Letzte Gewissheiten gibt es dabei nicht. Darum gehört Mut dazu, sich dennoch zu überwinden, Vertrauen zu wagen, den ersten Schritt zu machen und das Gespräch zu suchen." Eventuell sei zur Vermittlung auch die Hilfe Dritter notwendig.
Manche schon länger andauernden Krisen und Konflikte hätten nicht nur die Gesellschaft verunsichert, sondern auch sehr persönliche Spuren hinterlassen, konstatierte der Bischof. "Viele sind unzufrieden und leiden an Überforderungen und Missständen, an ihrer Unvollkommenheit oder eigenem Versagen." Manche leugneten auch, Schuld auf sich geladen zu haben, oder wiesen jede persönliche Verantwortung dafür zurück. Wichtige Voraussetzung für eine gelingende Versöhnung mit anderen sei aber, "ob und wie man selbst mit sich und seinem Leben versöhnt ist". (KNA)