André Uzulis über aktuelle Studien und deutsche Stereotypen

Sympathisches Völkchen

Veröffentlicht am 11.08.2015 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ André Uzulis über aktuelle Studien und deutsche Stereotypen

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Gestern wurde ein Buch mit mehreren Studien veröffentlicht, die Auskunft darüber geben, wie wir Deutschen so ticken. Man kann aufatmen: Vorurteile entsprechen nicht unbedingt der Realität. Das Bild der Deutschen im Ausland ist oft noch von Stereotypen geprägt: fleißig, sparsam, diszipliniert, auf Autobahnen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung rasend, der Kuckucksuhr im Wohnzimmer lauschend oder mit dem Dackel im Wald spazieren gehend, während daheim der Gartenzwerg hinterm Vorgartenzaun wartet. Das früher so oft bemühte Bild des militaristischen Deutschen findet man glücklicherweise nur noch gelegentlich in vorzugsweise britischen Medien oder auf griechischen Wahlplakaten.

Allein, wir sind gar nicht so wie diese Bilder von uns. Das haben die Studien jetzt repräsentativ gezeigt. Bei der wissenschaftlichen Selbstbespiegelung kam nämlich heraus, dass die Deutschen sich zwar als zuverlässig bezeichnen, aber nicht als konsequent. Wir geben zum Beispiel an, zuverlässig auf unser Gewicht zu achten – und nehmen dabei inkonsequenterweise über den Beobachtungszeitraum zu. Jedenfalls die Mehrheit. Ich gebe zu: auch ich reihe mich in diese Mehrheit der Deutschen ein. 71 Prozent der deutschen Fußgänger gehen auch dann über die Straße, wenn die Ampel zwar rot zeigt, der Verkehr dies aber zulässt. Zumindest in dieser Hinsicht haben wir uns in puncto Lockerheit den Franzosen oder Italienern doch stark angenähert. Oder ist das schon wieder ein Spiel mit Stereotypen?

Wie auch immer, die Studien zeigen: eigentlich sind wir ein ganz sympathisches Völkchen, das lockerer drauf ist als vermutet. Wir sind nicht widerspruchsfrei, das ist doch nett - Bayern landet in den Untersuchungen beispielsweise zugleich auf Platz 1 der sympathischsten wie der unsympathischsten Bundesländer (ist vermutlich eine Frage des Blickwinkels). Und obwohl die meisten Deutschen als Lieblingstier den Hund angeben, steht die Katze als häufigstes Haustier ganz obenan in der Wohnzimmer-Fauna. Von den deutschen Männern sagen 50 Prozent, dass sie sich beim Pinkeln hinsetzen. Naja, wer’s glaubt…Man(n) will eben in Deutschland politisch-ethisch-reinigungstechnisch korrekt sein. Ich meine: nicht alles ganz ernst zu nehmen, gehört inzwischen zu Deutschland wie der Dom zu Köln. Wir haben uns ganz schön gewandelt in den vergangenen 50, 60 Jahren. Weiter so.

Zur Person

Dr. André Uzulis ist Pressesprecher und Kommunikationschef des Bistums Trier.

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