Es braucht mehr Schwung für die Familienpolitik
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Immer auf die Kleinen. Zu den seit zwei Jahrzehnten vernachlässigten Themen gehört die Familienpolitik. Das beginnt mit den schlechten Bildungs- und Teilhabechancen für den Nachwuchs aus sozial schwachen Bevölkerungsschichten. Insgesamt aber haben Familien gerade mit kleinen Kindern viel zu oft das Nachsehen. Der Vorschlag von Clemens Fuest, Direktor des Münchener Ifo-Instituts, das Elterngeld, weil nicht zwingend notwendig, mit Blick auf die Nöte im Bundeshaushalt streichen zu können, ist nur der jüngste Beleg dafür. Familienförderung darf doch nicht dort aufhören, wo man gerade die Armutsgefährdung überwunden hat. Lässt man Eltern hier wie da einfach links liegen, weil sie mit der Alltagsbewältigung viel zu beschäftigt sind, als dass sie lautstark protestieren könnten?
Natürlich mussten im Bundestagswahlkampf die geopolitische Entwicklung mit der neuen Regierung in den USA, das Thema Migration und die gesellschaftliche Polarisierung im Fokus sein. Er zeigte aber auch, welchen – niedrigen – Stellenwert die Familienpolitik aktuell besitzt. Dazu gehören letztlich eine ganze Reihe von nachhaltig nicht gelösten Fragen, die Familien mit kleinen Kindern das Leben erschweren. Das betrifft vor allem die Möglichkeiten, zuverlässige Betreuungsangebote in den Bildungseinrichtungen bis zum Teenageralter in Anspruch nehmen zu können, um einer Arbeit nachgehen zu können. Aber auch die nicht eingelösten Versprechen, deutlich mehr Wohnungen zu bauen gehören etwa dazu.
Die Rahmenbedingungen, die jungen Menschen Lust auf Kinder machen, sind trotz allem, was der Sozialstaat in Deutschland zu bieten hat, nicht die besten. Gerade mit Blick auf die Zukunft des Landes, das auf Kinder essentiell angewiesen ist, braucht es gesteigerte Anstrengungen. Hier ist gerade in der Politik deutlich mehr Schwung von Nöten.
Der Autor
Dr. Stefan Orth ist Chefredakteur der "Herder Korrespondenz".
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