Strategien für mehr Geschlechtergerechtigkeit

Fast ein Drittel Frauen in Führungspositionen in deutschen Diözesen

Veröffentlicht am 07.03.2025 um 10:14 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Bonn ‐ Mindestens ein Drittel Frauen auf Führungspositionen: Dieses Ziel hatten sich die deutschen Bischöfe 2018 gesteckt. Jetzt zieht die Bischofskonferenz Zwischenbilanz. Die Zielmarke wurde haarscharf verfehlt – aber man sieht sich auf einem guten Weg.

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Frauen stellen fast ein Drittel der mittleren und oberen Leitungsebene in den deutschen Diözesen. 25 von 27 Diözesen haben mittlerweile Frauen auf der oberen Leitungsebene, wie aus der am Freitag durch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) veröffentlichten "Erhebung zum Anteil von Frauen in Leitungspositionen in den Ordinariaten und Generalvikariaten" hervorgeht. Die Bischöfe hatten sich 2018 selbst das Ziel gesetzt, den Frauenanteil auf Leitungsebene auf "ein Drittel und mehr" zu steigern. Erreicht wurden nun 32,5 Prozent, nachdem beim letzten Zwischenstand das Ziel noch deutlich verfehlt wurde.

Im Volltext: Erhebung zu Frauen in Führungspositionen

Seit 2013 erhebt die Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft der Deutschen Bischofskonferenz in regelmäßigen Abständen den Frauenanteil in den Führungspositionen der Generalvikariate und Ordinariate in allen 27 deutschen (Erz-)Diözesen.

"Diese Entwicklungen sind wichtige Schritte in Richtung mehr Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche", sagte Bischof Peter Kohlgraf, der Vorsitzende der Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft der DBK. Dabei dürfe man aber nicht stehen bleiben, betonte Kohlgraf: "Die Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen in allen Bereichen der katholischen Kirche muss weitergehen." Die DBK-Frauen-Kommission werde darum auch in Zukunft auf strukturelle Ungerechtigkeiten für Frauen in der katholischen Kirche hinweisen.

Neue Modelle neben dem Generalvikar

Als Leitungspositionen werden in der Erhebung Stellen mit inhaltlicher, personeller und finanzieller Verantwortung verstanden. Die obere Leitungsebene ist die Ebene, die unmittelbar unterhalb des Ortsordinarius und seines Stellvertreters angesiedelt ist. Dazu gehören etwa Finanzdirektorinnen, Personaldezernentinnen und Seelsorgeamtsleiterinnen. Die mittlere Leitungsebene ist darunter angesiedelt. Der Frauenanteil von insgesamt 32,5 Prozent setzt sich aus 28 Prozent Frauen auf der oberen und 34,5 Prozent auf der mittleren Leitungsebene zusammen. Damit sei die gewünschte Quote auf der mittleren Ebene erreicht, bei der oberen Ebene konnte immerhin eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 19 Prozent im Jahr 2018 erreicht werden. Eine neue Entwicklung zeige sich bei Modellen geteilter Leitung. Mittlerweile haben den Angaben zufolge elf Diözesen Leitungsmodelle "mit und neben" dem Generalvikar eingeführt mit Amtsbezeichnungen wie "Amtschefin", "Bevollmächtigte des Generalvikars" oder "Leitender Direktor".

Entwicklung des Frauenanteils in Führungspositionen 2013–2024 in absoluten Zahlen
Bild: ©DBK

Die Entwicklung des Frauenanteils in Führungspositionen 2013–2024 in absoluten Zahlen zeigt eine deutliche Steigerung.

Bei den oberen Leitungsämtern sind in den drei Aufgabenbereichen Pastoral, Personal sowie Bildung und Erziehung Frauen, männliche Laien und Kleriker jeweils etwa zu einem Drittel vertreten. Lediglich beim Aufgabenbereich Finanzen, Controlling, Verwaltung und Bau gibt es einen deutlichen Männerüberhang: Von 41 erfassten Stellen werden 32 von einem männlichen Laien besetzt, sieben von Frauen und zwei von Klerikern. Ähnlich sieht es bei der mittleren Leitungsebene aus, wobei dort kaum Kleriker vertreten sind. Teilzeit wird auf der oberen Ebene kaum genutzt: 4 Prozent der Leitungspositionen werden durch Teilzeitstellen genutzt, etwa zu gleichen Teilen von Männern und Frauen. Auf der mittleren Ebene gibt es 12 Prozent Teilzeit.

Keine Benachteiligung von Männern

Der Trend auf mittlerer Ebene und die Zahl der Neueinstellungen spreche dafür, dass das Ziel künftig auch insgesamt erreicht werde könne. Mittlerweile seien Strategien für die Erhöhung des Frauenanteils in den Diözesen etabliert. Dazu gehörten gezielte Maßnahmen wie Mentoring-Programme, flexible Arbeitszeitmodelle und eine verstärkte Sensibilisierung für Diversität. Hindernisse für die Besetzung von Leitungsstellen durch Frauen seien vor allem stereotype Rollenbilder und Erwartungen an Frauen, sinkende Attraktivität der Kirche als Arbeitgeberin für Frauen und Männer sowie das Fehlen an Sichtbarkeit und Selbstmarketingkonzepten bei Frauen. Eine Benachteiligung von Männern sei nicht festzustellen: "Auch wenn die Neueinstellungen bei den Männern/Laien im Vergleich zu den Frauen weniger stark ansteigen, bilden die Männer/Laien nach wie vor die größte Gruppe sowohl auf der mittleren wie auf der oberen Leitungsebene."

Die DBK hatte den Frauenanteil an Leitungspositionen erstmals 2013 und erneut 2018 erhoben. Im Anschluss wurden acht Handlungsoptionen formuliert. Nach Auswertung der neuen Zahlen sieht die Unterkommission Frauen drei Handlungsstrategien als zielführend an: Information und Kommunikation, um die Haltung und den Willen der Bistumsleitung zu mehr Frauen in Führungspositionen nach innen und außen zu kommunizieren und über positive Entwicklungen der Frauenförderung zu berichten; Reflexion und Evaluation der getroffenen Maßnahmen inklusive einer Analyse der Hindernisse sowie Sensibilisierung und Verstetigung des Engagements der Bistumsleitung und der Maßnahmen. Auf allen Ebenen der Kirche solle ein Kulturwandel geschehen: "Wenn der Bischof eine Frau als seine Stellvertreterin zu Gesprächen in Gremien, Gemeinden, Verbänden oder als seine Repräsentantin sendet, dann ist diese ebenso anzuerkennen wie ein Weihbischof oder der Generalvikar", so der Bericht. (fxn)

7.3., 17 Uhr: Der erste Satz im letzten Absatz wurde korrigiert: Die DBK hatte den Anteil erstmals in 2013 erhoben.