Erzbistum Paderborn: Missbrauchsstudie wird erst 2026 fertig
Die unabhängige Studie zu Missbrauch im Erzbistum Paderborn soll im Frühjahr 2026 vorgestellt werden. Die Sichtung und Verarbeitung des Materials dauere länger als zunächst angenommen, teilte die Universität Paderborn am Freitag mit. Ursprünglich war die Veröffentlichung der Studie für das laufende Jahr angekündigt.
Ein Grund für die Verzögerung seien die damaligen Einschränkungen der Coronapandemie beim Zugang zu Akten und der Kontaktaufnahme mit Zeugen, hieß es. Zum anderen gebe es deutlich mehr Quellen als erwartet. Notwendige rechtliche Prüfungen hätten zusätzlich zu Verzögerungen geführt.
Zwischenbilanz habe bereits für Empörung gesorgt
Bereits die Zwischenbilanz der unabhängigen und durch das Erzbistum Paderborn geförderten historischen Studie habe für Empörung gesorgt, erklärte die Universität. Demnach hätten Kirche und Gesellschaft bei Missbrauch systematisch weggesehen und Straftaten in mehreren Fällen sogar billigend in Kauf genommen. Beschuldigte Kleriker seien nur selten sanktioniert worden. Den früheren Paderborner Erzbischöfen Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt wirft die Untersuchung gravierendes Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchstätern unter den Geistlichen. Sie hätten Beschuldigte geschützt und ihnen teils auch schriftlich Mitgefühl bekundet. Betroffenen gegenüber hätten die Kardinäle keine Fürsorge gezeigt.
Im Auftrag des Erzbistums sind seit Anfang 2020 Wissenschaftlerinnen der Universität Paderborn mit der historischen Studie befasst. Die unabhängige Studie nimmt den Zeitraum von 1941 bis 2002 und damit die Amtszeiten der Erzbischöfe Jaeger und Degenhardt in den Blick. Ein zweites Forschungsprojekt untersucht seit 2023 zudem die Amtszeit von Erzbischof Hans-Josef Becker von 2002 bis 2022. (cbr/epd)